03.05.2021, Panoramaausflug in den Neuenburger Jura

Frühstückskaffee im Garten. Mich nimmt Wunder, ob die blühenden Obstbäume nach den Frösten der kommenden Nächte, noch immer so strahlend aussehen werden.

Heute muss ich erst kurz vor 8 aus dem Haus. Der 3. PinkRailausflug in Zeiten der abflauenden Pandemie steht auf dem Programm. Wir Geimpfte und Impfwillige wollen unter Einhaltung aller COVID Regeln und Schutzmassnahmen, endlich wieder Ausflüge unternehmen.

Warum wurde die Jungfrau, die ursprünglich auf dem Thunersee verkehrte, zum Brienzersee transportiert und nun eigentlich in Brienz vertäut?
Ausblick von Oberried zurück nach Brienz
‹Hat der Niesen einen Hut, wir das Wetter sicher gut› Ist dies ein Hut oder nur ein Kragen ‹…. kannst du einen Ausflug wagen ….›?

Um 09.30 Uhr treffe ich in Bern drei Heute mitreisende, gleichgesinnte Freunde und Kollegen. Seit 1. Mai ist nun auch Rolf im frühzeitigen Ruhestand. Das ist schön, Gratulation zum Mut auf etwas Pension zu verzichten, dafür aber zweieinhalb Jahre früher aufzuhören!

Um 9:53 Uhr verlassen wir Bern. Wahrscheinlich zum letzten Mal reisen wir in einem Zug aus EW III (Einheitswagen), der ehemaligen Swiss Express Züge.

Zur gleichen Zeit wie ich meine Lehre bei den SBB begonnen habe (1973), wurden die ersten dieser Wagen 1972-1975 auf der West-Ost Achse der SBB als neue Swiss Express, als Ersatz der Städteschnellzüge von Genf nach St. Gallen in Betrieb genommen. Die Wagen weisen eine automatische Kupplung auf und sind gegen oben hin einwärts geneigt, um eine aktive Wagenkastenneigung (für noch schnellere Kurvenfahrten) einzubauen. Diese Fahrzeugen ist anders als mir keine Pension gegönnt, sie werden in nächster Zeit schlicht und einfach verschrottet.

30 Minuten nach der Abfahrt in Bern, erreichen wir Neuchâtel, zu deutsch Neuenburg. Wie meistens eine schöne Aussicht auf den See. Die Alpen sind aber irgendwo im Dunst verborgen.

Also besichtigen wir die zuerst ein Mal die einmalig schönen Gemälde von Georges Dessouslavy, von 1936-1938

in der Empfangshalle des Neuenburger Hauptbahnhofs, ….

… bevor wir im Fun’ambule, bzw dem Seiltänzer zum See runter fahren.

Neuenburg scheint noch immer eine ausgeprägte Autostadt zu sein. Nicht nur in den Strassen sondern auch rund um die Universität und rund um historische Gebäude wird jeder kleinste Platz mit Autos zu parkiert, schrecklich!

Nach nur wenigen Minuten sind wir am Seeufer, wo wir uns auf der Wiese einer Besenbeiz ein Gläschen Weisswein und einen ‚heissen Hund‘ genehmigen.

Es ist zwar sonnig, aber für die Jahres- und Tageszeit noch viel zu kalt. Zudem bläst ein kalter Wind aus nördlichen Richtungen.

Bereits kurz nach 12:00 Uhr spazieren und fahren wir wieder zum Bahnhof hoch. Wir fotografieren nochmals ein paar Züge, bevor wir in einem Flirt der Transport publics neuchâtelois (TransN) Platz nehmen.

Wie ist es zu erklären, dass die auswechselbaren „Fassadenteile“ eines Zuges unterschiedliche Farben haben können?

Um 12:41 Uhr fahren wir ab nach Buttes im Val de Travers. Der Name des Tals kommt daher, weil es quer zu den anderen Tälern des Neuenburger Juras liegt.

Sehr schöne Fahrt durch das erwachende Frühlingsgrün. In ein bis zwei warmen Tagen werden alle Knospen der Laubbäume aufspringen. Das helle Grün der Blätter wird alsdann die Aussicht bis im Herbst versperren. Es gibt eben nicht nur Vorteile!

Die Wiesen des Traversentals sind dicht bewachsen von Söibluemen (Saublumen), die im Hochdeutschen „gewöhnlicher Löwenzahn“ heissen.

Hast du meinen Tagesbericht vom 7. Oktober 2017 über den Ausflug ins Val de Travers noch in Erinnerung? Ich verzichte hier deshalb auf weitere Beschreibungen des heutigen Ausflugs in diesem Tal.

Umsteigen am Endbahnhof Buttes ins Postauto. Über Nebenstrassen erreichen wir Les Leuba und La Côté-aux-Fées und nähern uns bis auf weniger als 500 Metern der Grenze zu Frankreich.

Das fremde Land ist auch dadurch zu erahnen, dass wir alle paar 100 Meter an langen Reihen von, im Volksmund Toblerone genannten, Panzersperren aus Beton vorbeifahren.

Über den Schmalenpass (Col des Etroits) auf 1200 Meter über Meer erreichen wir bald einmal den welschen Urmacher- und Ferienort Ste-Croix. Endstation!

Was machen ehemalige und aktive Eisenbahner an einem Bahnhof zu allererst? Ja richtig, sie fotografieren Züge und Gleise! Uns erwarten heute nur die modernsten aller Züge der Yverdon – Ste-Croix Bahn (YSteC).

Auf der Terrasse der nur wenige Minuten entfernten Bar ‚El Latino‘ trinken wir etwas, bevor wir 35 Minuten nach Ankunft mit dem Postauto, im Zug talwärts Richtung Ifferten, auf gut französisch Yverdon-les-Bains fahren.

Was nun folgt ist eine Panoramareise der Superklasse, die mich immer wieder verstummen und still geniessen lässt! Auch heute fahren wir ohne einstündigen Aufenthalt in einem der zwei schönen Bahnhöfe an der Bergflanke, in TroisVille (3 Städte) und Six Fontaines (6 Brunnen) durch bis Ifferten, besser bekannt unter dem Namen Yverdon-les-Bains.

Ich kann die Gipfel leider nicht auf die Fotos abstimmen. Gelingt dies Dir? Erkennst Du die Berge mitsamt ihren Namen?
Aha, Rolf fotografiert uns, ohne dass ich mich in Pose werfen könnte. Danke!
Obwohl dieser liebenswürdige Mitreisende Corona bereits durchgestanden hat, trägt er sein Maske mit stoischem Gleichmut. Danke Pedro!

Nun erreichen wir gleich die Ebene. Von hier aus leuchten die Rapsfelder nicht mehr so eindrucksvoll.

Siehst Du auf den folgenden vier Aufnahmen die in die Landschaft eingebettete Bahnlinie, wo wir vor ein paar Minuten durchgefahren sind? Anders als Strassen, die meist brachial und ohne Rücksicht auf die Topografie durch die Landschaft asphaltiert werden, sind Bahnstrecken häufig unsichtbar, weil bestens in das Gelände integriert!

Fast hätte ich es verpasst – das Krokodil der YSteC

Wir haben soeben das endlich wieder renaturierte Bächlein „La Brine“ überquert und nähern uns nun Ifferten.

Wir beschliessen, hier erneut eine Pause zu machen. Spaziergang in die Altstadt zum Pestalozzi Platz. Gegenüber von Pestalozzi, Rathaus und Schloss geniessen wir einen Rosé, sowie ein schmackhaftes Dessert.

Das ist gelebte Individualität: jeder studiert die Speise- beziehungsweise Dessertkarte, alle bestellen dann aber die gleiche Sache.
Altehrwürdiges Theater

Während wir auf unseren Zug warten, sehen wir diese Werbelok für die neu elektrifizierte Eisenbahnstrecke zwischen Lindau und München. Bis zum letzten Fahrplanwechsel wurde diese, eigentlich SBB Cargo gehörende Lokmotive des Typs Re 4/4 II bzw Re 421, daher primär im Reisezugverkehr zwischen Zürich und Lindau am Bodensee eingesetzt.

Heimfahrt von Yverdon nach Neuenburg – Biel – Zürich bzw Brienz entlang von Rapsfeldern, Weinbergen und Seen; im Hintergrund sind immer die bernischen Schneeberge sichtbar.

Nachdem wir uns voneinander verabschiedet haben, reise ich alleine weiter Richtung Bern und ins Berner Oberland.

Die Aussicht auf die Stadt, die Aare und die so geliebten Berner Alpen zieht mich immer wieder in ihren Bann.

Ich beschliesse, hier eine weitere kleine Pause einzulegen, um von der Park- beziehungsweise Uniterrasse meinen Blick über die Stadt und zu den Alpen schweifen zu lassen.

200 Grad Panorama von der Uni (links) zum Gurten (rechts).
4 Kilometer nördlich von Thun quert die Eisenbahn die Aare
Erneut ein Alpenpanorame – zwischen Spiezund Faulensee
Ausblick zum gegenüberliegenden Justiztal mit der Sichel (ganz hinten).
Links das Sigriswiler Rothorn, rechts das Niederhorn.
Erster Ausflug zu den Brienzerseebergen
Blick zurück Richtung Westen, links steht die Pyramide des Niesen.
Während der Zug hinter dem Freibad Interlaken durchfährt, geniesse ich einen letzten Ausblick zur Jungfrau
Schon wieder so eine Lok in einem komischen Grün
Fahrt über den Aarekanal an den Brienzersee

Ooohhh, diese goldigen Berge., ich kann mich einfach nicht satt sehen.

Brienz und das Brienzer Rothorn sind zum Greifen nah.
Dieses Schiff verbrachte sein erstes Leben auf dem Thuner See.

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