Schlafe lange und entscheide quasi im Schlaf heute heimzureisen. Die Eisenbahn gestern war toll — aber genug ist genug, zumal es heute bedeutend kühler und erst noch mehr bedeckt ist.
Deshalb leiste ich es mir heute wieder einmal, ausgiebig und lange zu duschen, mich dann neu einzukleiden und erst gegen halb 11 zum Frühstück zu gehen.
Gegen Mittag laufe ich zum Bahnhof. 650 Meter ungedeckter und unebener Fussweg ist der Umweg lang, den die DB AG ihren Kunden im ärgsten Fall aufbürdet, um zum gewünschten Bahnsteiggleis zu kommen, schlimm. Da bekommt das Bonmot, die Kunden stören den Betriebsablauf nur — ohne Kunden würde der Betrieb sehr viel besser funktionieren, seine besondere Bedeutung!
Im Bahnhof ist aller Dampf der Dampflokomotiven verraucht. Also verreise ich um 12.01 Uhr. Zuerst führt die Strecke im Neckartal mit den gelben Weinbergen, dann über die Geislinger Steige nach Amstetten und Ulm. Der Alb-Aufstieg (nicht zu verwechseln mit einem Alp Aufstieg) ist 5,6 Kilometer lang und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 112 Metern.

Eine überaus freundliche Zugbegleiterin fragt mich gleich bei der ersten Türe wohin ich denn reisen würde und wie. Friedrichshafen, erste Klasse, oben, nicht im Ruheabteil. Darf ich ihnen ihren Koffer abnehmen? Wäu, so einen Service habe ich nicht erwartet. Die Frau begleitet mich ins obere Stockwerk und deponiert meinen Koffer in der Nähe eines freien Sitzes. Toll! Ich habe kaum Zeit mich hinzusetzen, da fährt der Zug schon ab.
Hier, am Ende der Futterwiese im unteren Schlossgarten habe ich mich früher häufig mit Freunden verabredet.


Plochingen; Die Brauerei ist leider vor 30 Jahren eingegangen ‚worden‘. Nur eine Gasthausbrauerei gleichen Namens existiert heute noch.




Mitten im Aufstieg, am ungünstigsten Fotopunkt, begegnet mir eine E 103 von Railadventure mit 2 je achtteiligen Bombardier-Schüttelzügen der SBB auf der Talfahrt und

einen halben Kilometer weiter stehen etliche Flirt von bwegt


Ulm


Nun geht die Reise Richtung Süden, entlang der Donau


Warst du auch schon in Warthausen oder in Ochsenhausen? Auf dieser Strecke fährt die letzte erhaltene Schmalspurbahn der Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen, das Öchsle



Bad Schussenried



Meckenbeuren, hier zweigte einst eine kurze Stichbahn nach Tettnang ab. Ich glaube allerdings nicht, dass ein so moderner Gepäckwagen je auf dieser Strecke verkehrte.

Kurz darauf erreichen wir Friedrichshafen Stadt. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht die Reise weiter, bald entlang am Nordufer des Bodensees und des Überlingersees.




Radolfzell, hier darf ich umsteigen auf einen Seehas entlang des Gnadensees bis nach Konstanz an der Grenze zur Schweiz. Ich habe 12 Minuten Zeit; zudem fährt der Zug am nächsten Gleis zum See, also kann ich ein paar Minuten spazieren. Milde Temperaturen von über 20 Grad Celsius animieren viel Volk zu Spass und Spiel am Seeufer.




Dann endlich fährt der Seehas ein.

Spezielle Teppiche im Eingangsbereich des Zugs.

am Gnadensee
Der Name des Gnadensees stammt vermutlich aus der Zeit, als die Gerichtsbarkeit auf der Insel Reichenau angesiedelt war. Wurde ein Angeklagter zum Tode verurteilt, so konnte die Vollstreckung des Urteils nicht auf der Insel, sondern nur auf dem Festland ausgeführt werden, da die ganze Insel heiliger Boden war. Deshalb wurde der Verurteilte mit einem Boot zum Festland in Richtung des heutigen Allensbach gebracht, damit das Urteil dort vollstreckt werden konnte. Wenn nun der Abt den Verurteilten doch noch begnadigen wollte, so ließ er eine Glocke läuten, bevor der Verurteilte am anderen Ufer ankam. Damit wurde dem Henker am Festland signalisiert, dass der Verurteilte Gnade erfahren hatte (Wikipedia).


Der Stellwerksturm des Bahnhofs Konstanz ist riesig. Ob er wohl noch in Gebrauch ist? Umsteigen am gleichen Bahnsteig auf den 4 Minuten nach Ankunft abfahrenden Interregio nach Weinfelden – Winterthur – Zürich Flughafen – Zürich Hauptbahnhof.

100 Höhenmeter über Konstanz bietet sich von Kreuzlingen Bernrain aus ein letzter Blick auf den Bodensee und deutsche Lande.

Kaum den Kulminationspunkt überfahren muss ich meinen Blick um 180° wenden. Nun sind es mir weitgehend unbekannte Schweizer Berge, die in meinem Blickfeld gerückt sind. Kurz darauf, südlich von Berg TG kann ich dieses Gebirge endlich fotografieren.


Zürich-seits von Mülheim-Wigoltingen fährt der Zug in eine falsche 90-grädige S-Kurve, um die Thur und ihr breites Vorland möglichst in einem rechten Winkel zu überqueren.



SBB Unterhaltsanlage in Oberwinterthur

Wie lange werden diese GTW 2/6 noch in Betrieb sein?

Bassersdorf

Zürich, Überquerung der Limmat. Die schöne Bogenbrücke war einst eine Eisenbahnbrücke zum Bahnhof Zürich Letten und weiter entlang dem rechten Ufer des Zürichsees nach Rapperswil.




Was da wohl los war?
