Ich kann meine letzte Reise mit Interrail im 2022 nun getrost in Angriff nehmen. Der CRP der auf eine eventuelle bakterielle Entzündung hinweisen könnte, ist am 3.10.2022 unterhalb von 5. Die seit bald 10 Tagen bestehenden Schmerzen im linken Unterschenkel müssen also von anderswo stammen.
Kurz nach 5 Uhr ist heute Tafwache. Ich benötige viel Zeit fürs Packen der letzten Dinge, meinen Morgenkaffee, Zeitungslektüre und das Ausschalten aller Stromfresser und Heizungen. 6.15 Uhr bin ich in noch finsterer Nacht auf dem Weg zum Bahnhof.

Umsteigen in interlaken Ost. Entlang dem Thunersee sind die Berge über dem Brienzersee in wunderbarer morgendlicher Dunkelheit. 7.20 in Spiez, treffe ich auf Yvonne und Michali. Herzliche Begrüssung mit Kaffee und Gipfeli, danke Yvonne.


8.05 fahren wir in einem Entenschnabel in Richtung Süden. Bald verschluckt uns der Lötschberg-Basistunnel und kurz darauf auch der Simplontunnel. Etwa um 9 Uhr überqueren wir die Landesgrenze zu Bella Italia. Mit nur etwas mehr als 5 Minuten Verspätung und nach einer Stunde erholsamen Schlaf, erreichen wir nach einer Stop and Go Schleichfahrt ab Rho, den Zentralbahnhof von Mailand. Aussteigen und den Roten Pfeil nach Ancona suchen.

Der freundliche BLS Mitarbeiter im Bahnhof Thun hat wohl keine grosse Ahnung von Eisenbahnen und der Möblierung von Zügen. Sowohl im Silberpfeil wie auch im Roten Pfeil hat er unsere 3 Sitzplätze in unterschiedlich Gruppen, nur mit halbem Fenst und erst noch gegen die Fahrrichtung gebucht, obwohl rundherum fast alles frei war, schade.



Zum Glück fahren wir in Milano Centrale nicht auf den kurzen Kopfgleisen ein. So sind die Wege doch ziemlich kürzer. Schon 10 Minuten vor Abfahrt erreichen wir unseren Wagen im Roten Pfeil (Frecciarossa). Pünktlich auf die Sekunde fahren wir ab und rasen gen Süden. Kleiner Service mit Chips, Mineralwasser und gesüssten Getränken. Draussen sind dürres Land und kleine bzw. ausgetrocknete Flusslandschaften zu sehen.








Gegen 14 Uhr erreichen wir Rimini und damit auch das Mittelmeer. Durch bereits winterfest gemachte Hotelburgen hindurch erhaschen wir bald einen Blick auf die Adria. Nun geht die Reise langsamer vonstatten, unser Zug erhält immer mehr Verspätung. Eine halbe Stunde vor Ankunft in Ancona erreichen wir Pesaro. Der Zug fährt grosse Strecken entlang dem Meer.


14.50 Uhr erreichen wir hungrig unser Tagesziel Ancona. Gemäss Internetrecherche sollten mit einer Ausnahme alle Beizen ab Mittag 11-12 Uhr durchgehend bis am Abend offen sein.
Weit gefehlt, ausnahmslos alle Gaststätten schliessen um 15 Uhr bzw sobald alle bereits essenden Gäste mit ihrem Mahl fertig sind. Wir müssen uns mit einem Sandwich aus der Bahnhofsbar befriedigen, danke Yvonne und Michali!
Anschliessend fahren wir in einem Taxi zum CheckIn der Minoan Fähre. Für alle Fähren kann neuerdings am gleichen Ort in Ancona eingecheckt werden. Alle 10-20 Minuten fährt nun ein Gratis-Bus zur Fährenabfahrtsstelle unterhalb der Kathedrale San Ciriaco.

Es ist unterdessen 16.20 Uhr. Die Fähre ist verspätet, einsteigen nicht vor 17.30. Kaffee auf der Terrasse einer Bar am Hafen, wo wir einen Blick auf die von der Arbeit heimkehrenden Werftmitarbeiter haben.

17.30 machen wir einen erneuten Versuch. An der Passkontrollstelle heisst es, wir müssten noch mindestens eine halbe Stunde warten. Zum Glück hat es in der Nähe ein paar rostige Sitzbänke.

Dann unternimmt der unermüdliche Grieche Michali einen neuen Versuch. Pass und Ticket zeigen, dann dürfen wir um 18.15 in das Innere des Hafens. Und zur Fähre hinüberlaufen, wo schon etliche Autos und LKW und eine Hand voll Fussreisende warten.
Die 2004 erbaute Ro-Ro/Passagierfähre ist erst vor kurzem eingelaufen. Und wird jetzt entladen. Bald findet parallel auch der Beladevorgang statt. 5 Decks für Strassenfahrzeuge, Sattelauflieger, Container und LKW sind vorhanden.


Eine Minoan-Frau in gelber Warnweste nimmt unsere und die Fahrscheine der Chauffeure zu eigenen Händen.


Nur diejenigen Fuspassagiere, die sich vehement ins Zeug legen dürfen jetzt schon einsteigen, unter anderem auch eine leicht bekleidete Frau des Hafens.


Erst um 19 Uhr, nachdem sich Michali erneut für uns stark gemacht hat, dürfen wir endlich die Fähre über die Heckrampe und den Aufzug betreten. Ein kurzer Blick in den Laderaum bestätigt mir, die Fahrkünste gewisser Chauffeure, die rückwärts eine schmale Rampe ins Untergeschoss fahren müssen.


Oben am Empfang erhalten wir unsere Kabinenschlüssel, wobei meine Schlüssel nicht funktionieren und ich zwei Mal zurück an die Rezeption muss. Ein Glück, dass es ungefähr 10 anderen Reisenden gleich ergeht.

Nur kurz das Gepäck in der Kabine deponieren. Ein WC-Besuch zeigt mir wie es um die Sauberkeit steht, ich werde heute Abend hier nicht duschen! In der Dusche sieht es noch viel schlimmer aus!

19.30 treffen wir uns auf dem Oberdeck 6, von wo aus wir einen wunderschönen Blick auf die nächtliche Stadt und den Hafen von Ancona geniessen dürfen.


Soeben werden die letzten Lastenzüge und Aufleger mit Lademassüberschreitung verladen. Kurz darauf starten die grossen Schiffsmotoren und kurz nach 20 Uhr legen wir mit nicht unerheblicher Verspätung ab.


Die Fahrt zum Hafen raus müssen wir trotz der uns baldumgebenden Dunkelheit und der eindringenden Kälte geniessen.


20.30 Uhr geht auch der Hafenlotse von Bord.

Nun sind wir auf uns allein gestellt. aber auch wir bleiben nicht länger auf Deck 6, sondern steigen nun runter auf Deck 3, wo die Self-Serice Gaststätte geöffnet hat. Bediente Gaststäten wie auch diverse Bars, sind entgegen Minoan Ankündigungen auf deren Website geschlossen.

Michali und Yvonne haben gesehen, dass mir das Balancieren eines Tabletts schwer fällt; also heissen sie mich, mich hinzusetzen und tragen bald riesig gefüllte Teller mit Gemüse und Braten, einen echten griechischen Salat und nebst Wasser auch noch eine Flasche Rotwein heran.


Lieben herzlichen Dank Michali und Yvonne! Es ist mir eine riesige Freude mit euch zusammen zu reisen!
Das war einmal! Der Check-In für alle Fähren befindet sich nun westlich des Lazaretto!
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Mit dem Taxi in den Hafen ? Als ich in Ancona war konnte man mit dem Zug in den Hafen fahren. Fuhren glaube Stündlich von Bologna her kommend
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