09.03.2022, hab was vergessen, muss heim

Wie heisst es doch so treffen: wer keinen Kopf hat, hat Füsse!

Wie war! Deshalb muss ich heute meine Ferien unterbrechen, noch mal die Stunden lange Bahnfahrt nach Brienz machen. Ganz im Gegenteil es ist für mich kein müssen, sondern etwas sehr schönes. Ich geniesse Bahnfahrten, egal ob im Bummler oder im Expresszug – wichtig ist für mich der Fensterplatz!

Nach einem wunderbaren Frühstück, dass mir meine liebe Schwester vor die Nase gesetzt hat, sitze ich bereits um 9:45 Uhr in einem Zug der Rhätischen Bahn (RhB) nach Pontresina.

Bereits 10 Minuten später steige ich in Sagliains wieder aus, denn ich will ein Unikum der schweizerischen Eisenbahngeschichte besichtigen.

Der Bahnhof hat zwei Bahnsteige, einen Wartesaal, vier Zugabfahrtsanzeiger, aber wieder einen Eingang noch einen Ausgang. Sagliains dient nur zum Umsteigen zwischen den Zügen von und nach dem Oberengadin sowie nach und von Vereinatunnel – Klosters – Landquart.

Knapp 5 Minuten später steige ich in meinen eigentlich geplanten Zug ein. Es ist ein RegioExpress (RE) der insgesamt dreieinhalb Stunden lang lang von Scuol-Tarasp nach Disentis/Mustér unterwegs sein wird.

Klosters Platz: kurze Umsteigewege für Berggänger und Skifahrer!
Landquart

Chur: Zu trinken habe ich genug – danke an Valserwasser für den ökologischen Bahntransport.

Noch guten 20 Minuten Aufenthalt geht die Reise weiter

Reichenau-Tamins

Der Vorderrhein führt momentan nur wenig Wasser. Wie wird es hier wohl aussehen wenn mal die Schneeschmelze eingesetzt hat?!

13:11 Uhr erreicht der Zug den Zugsendbahnhof Disentis/Mustér. Nur die GlacierExpress Züge enden hier nicht. Ich muss also umsteigen, in den Bummler der Matterhorn Gotthard Bahn (MGB, früher FO) nach Andermatt auf dem Gleis nebenan. Kaum eingestiegen, ruckelt der Zug schon los. Im Volksmund heisst die MGB übrigens Mutter Gottes Bahn

Kurz hinter dem Bahnhof beginnt die erste von vielen Zahnrad Teilstrecken. Stetig gewinnt der Zug an Höhe. Die das Gleis säumenden Schneemauern werden auch immer höher.

Auf 2044 Metern über Meer den Kulminationspunkt Oberalppass erreicht haben. Der Oberalppass ist die Wasserscheide zwischen Rhein und Reuss.

Nun führt die Strecke durch endlos scheinende Lawinengalerien entlang dem Oberalpsee, bis sie dann endlich in mehrheitlich offenem Gelände in Serpentinen nach Andermatt hinabsteigt.

Erneut müssen Reisende Richtung Wallis, also nach Oberwald – Brig und weiter umsteigen. Zusätzlich müssen wir durch eine neue erstellte Unterführung. Kundendienst ist bei dieser Bahn wohl ein absolutes Fremdwort!

Der Aufenthalt ist nicht lange. Die manuellen Abfahrtsanzeiger sind schlecht, viele Reisende wissen nicht, wo sie einsteigen müssen und dass zuerst noch ein Gleis mit gleichzeitig stattfindenden Zugsfahrten überquert werden muss.

Ein paar Kilometer westlich von Andermatt befindet sich Realp. Das Dorf ist Ausgangspunkt der Dampfbahn Furka Bergstrecke zum Scheiteltunnel der Furka und auf der anderen Seite runter nach Gletsch und Oberwald. Hier beginnt auch der über 15 Kilometer lange Furka-Basistunnel nach Oberwald.

Der Autoverlad durch den Basistunnel ist so beliebt, dass regelmässig nicht alle Autos mitgenommen werden können. Autofahrer müssen dann jeweils 2-4 Stunden auf den nächsten Zug warten oder einen Umweg von mehreren 100 Kilometern Inkauf nehmen.

Links hinter dem Autozug befindet sich eine sich Güterzugskomposition der DFB im Winterschlaf.

Tunnelausgang Oberwald: Hier fliessen pro Minute über 5000 Liter 16 grädiges Wasser aus dem Berg das endlich nun auch zum heizen verwendet wird.

Wer erinnert sich noch an die zahlreichen Skandale anlässlich des Baus dieses Tunnels? Angefangen hat bei den Kosten. Veranschlagt waren 90 Millionen Franken. Mehr als das fünffache kostete der Tunnel am Schluss (1982). Die Kosten für die Sanierung nach 40 Jahren Betrieb betragen jetzt auch über 180 Millionen Franken. Das Bedrettofenster war auch so ein Skandal: 5.2 Kilometer lang wurde der Tunnel, der aus der Mitte des Basistunnels ins Tessin führte. Der Tunnel wurde nur ausgebrochen und verkleidet nicht aber eisenbahntechnisch ausgerüstet. Ob der Tunnelboden jetzt geteert ist, so dass das Militär ihn für Übungen nutzen kann, ist auch fraglich!

Der Talboden zwischen Oberwald und Münster ist Topfeben und eignet sich gut für Langlaufpisten und Winterwanderwege. Früher waren hier zwei Militärflugplätze.

Unzählige Reisende mit Langlaufskiern undoder Hunden stehen an den Bahnhöfen. Die Verspätung wird immer grösser, vor allem auch weil die Leute immer noch an einem Haufen stehen und alle den gleichen einen Wageneingang nutzen wollen, anstatt sich über die ganze Zugslänge von mehr als 100 Metern mit mehr als 12 Aussentüren zu verteilen. Ich könnte mich aufregen! Ich bin

Das Wallis ist auch bekannt für scheussliche, die ganze Landschaft verschandelnde Bauten.

Während die meisten Reisenden in Brig umgestiegen und auf die Züge der normalspurigen Bahnen gerannt sind, bleibe ich sitzen und reise weiter bis an den Zugsendbahnhof Visp.

Unterwegs zwischen Brig und Visp

Der Doppelstock Intercity der SBB ist recht voll. Ich beschliesse also weitere 30 Minuten in Visp zu verweilen und mir die Füsse zu vertreten.

Abendsonne über dem Thunersee und den Bergen.

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