27.03.2020, die Bise bläst seit Tagen, begünstigt dies den Virenabwehrkrieg?

Ab sofort darf ich nur noch zweimal in der Woche nach Unterseen, ins Spital Interlaken. Wegen des Virus muss ich 3 bzw 4 Tage mit dem gleichen Verband bestehen.

Ob das gut kommt? Denn nun muss ich zusätzlich noch 2 Mal wöchentlich zur Lymphdrainage.

Das Leben von Menschen wie Dir und mir ändert sich in Zeiten von Corona nun ziemlich stark. Ansammlungen von mehr als 5 Menschen sind nicht mehr erlaubt

Noch mag und muss ich bei sonnigem Wetter ein paar Kilometer zu radeln. Da bin ja alleine!

Anders ist es auf Baustellen: Zwischen Drogerie und Coop wo nun das neue Ärztehaus gebaut wird, stehen und sitzen die Bauarbeiter immer noch, auch während des Z’Mittags sehr nah bei einander, so als ob sie noch nie etwas von Corona gehört hätten. Nur einen von Ihnen sehe ich hin und wieder einsam in seinem Familienbus sitzend beim mittäglichen Picknick.

Immer mal wieder werde ich in diesen Tagen von mir unbekannten Menschen beim Radfahren und Einkaufen schräg angeschaut, viel häufiger aber liebenswürdig angequatscht, es sei doch ausdrücklich gesagt worden, alte Leute über 65 sollten nicht mehr raus gehen und vorallem nicht mehr selber einkaufen gehen.

Ich weise jeweils fröhlich lachend darauf hin, dass ich schon seit 40 Jahren, wie ein alter Mann eine weisse Haarpracht hätte, trotzdem aber den 65sten Geburtstag noch nicht gefeiert hätte.

Je nachdem wie die Leute drauf sind, herrscht dann peinliches Schweigen oder fröhliches, ja sogar erleichtertes Lachen.

Ich überlege, eine Vergrösserung meiner Identitätskarte, mit dem Hinweis auf mein Geburtsdatum, mir um den Hals zu hängen. 🤪

Im Coop Brienz wird ein von Tag zu Tag raffinierteres System aufgebaut. Ab Samstag startete das neue Einkaufserlebnis mit einer bedienten Startnummernausgabe und immer mehr markierten Alleinaufenthaltssektoren.

Es folgt ein Alleinaufenthalt bei Früchten, Gemüsen, Milchprodukten, Brot und Fleisch.

An den Kassen herrscht ein noch strengeres Regime. Es darf sich jeweils nur ein zahlwilliger Kunde in den am Boden, mittels Klebeband markierten 2.5 Meter Korridoren aufhalten.

Die Kassierinnen und selten mal ein Kassier sind einseitig mit kleinstmöglichen Plexiglaswänden geschützt, zum Korridor hin direkt bei den Kunden an der nächsten Kasse besteht kein Schutz. Die Damen und Herren sind also den Niessattacken von sich abwendenen Kunden der Nebenkasse schutzlos ausgeliefert. Einen totalen Unsinn habt ihr da befohlen, werte Coop Manager!!

Das Einkaufen im Coop dauert nun nicht mehr 5-10 Minuten, sondern häufig mal eine halbe Stunde.

Die “provisorische Neumöblierung“ der Läden ist, wie ich feststellen muss, sehr individuell und unterschiedlich je Standort.

Non-Food Waren dürfen nicht mehr verkauft werden, die Regale müssen abgesperrt sein. Ein Kunde der sich widerrechtlich Papier in den Wagen gelegt hat, wird vor meinen Augen, ohne Waren zur Aussentüre begleitet und zur unerwünschten Person erklärt.

Auch in allen übrigen Läden die noch offen sind oder die einen Takeaway anbieten, werden jeden Tag raffiniertere bauliche Massnahmen gegen das Virus ergriffen.

Seit Anfang der Woche sind nun auch die Fährpläne von Bahnen und Bussen ausgedünnt. Die Zentralbahn beziehungsweise deren siebenköpfige Leitstelle in Stans hat sich, um die wenigen Fahrgäste zu verwirren, zusätzlich ein paar besondere Schikanen einfallen lassen: Die Regio Züge auf der Berner Seite wurden eliminiert. Die Interregio von Luzern nach Interlaken Ost fallen auf dem Abschnitt Meiringen – Interlaken Ost aus. Anstelle fahren Interregio-Extrazüge (mit einer neuen Zugsnummer) ab Meiringen, in Brienz 4 Minuten früher als der normale Interregio und mit Halt auf allen Unterwegsstationen bis Interlaken Ost.

Am ersten Morgen nach dieser Fahrplanänderung, hatte ich auf dem Weg ins Spital ein paar Schreckminuten. Der Interregio von Luzern nach Interlaken Ost war schon in Sicht, da ertönte vom Bahnhofslautsprecher die folgende Durchsage: der Interregio nach Interlaken Ost, Abfahrt um 9.37 fällt aus. Identische Ansage auch in Englisch. Grosses Rätselraten. Ein fernöstliche Touristin fragt mich, ob denn kein Zug nach Interlaken fahren würde, ich weiss auch nicht weiter!

Der eben einfahrende Interregio von Luzern kommt langsam zum Stehen, da erfolgt die Durchsage … es fährt ein Extrazug um 9.33 mit Halt auf allen Stationen. Ich glaube es kaum, steige dann aber doch ein. Natürlich läuft kein Zugbegleiter bzw Kundendienstlee durch den Zug um die letzten Touristen zu beraten. Ich habe da etwas weniger Kontaktangaben.

Nicht nur in Brienz, sondern auch in Interlaken sind die Zugabfahrtsanzeiger und Kundeninformationsbildschirme falsch, unvollständig, verwirrend. Die ausfallenden Züge der Jungfraubahnen werden in Interlaken Ost angezeigt, nicht aber diejenigen der Zentralbahn.

Diverse fahrende und stationäre Personale der zb beklagen sich bei allen meinen Fahrten und auch beim Joggen, Spazieren und auf derStrasse enerviert, wütend, aber auch sehr klar und eindeutig über die unfähige 7-köpfige Leitstelle und deren Bosse (meine ehemaligen Kollegen Schürch und Häne) in Stansstad, für die alle rundherum, Reisende und KollegInnen, nur Störfaktoren seien.

„Weg mit diesen wenig Stress- und Virus-resistenten Managern“. Ohlala, da muss sich allerdings eine rechte Wut zusammengeballt haben, die teils viel zu lange, aber auch viel zu kurze Arbeitstage haben, um die Soll-Zeiten und Anzahl Ruhetage zu erreichen.

Auch die blühenden Blumen sind eine wahre Wohltat. Natur und Umwelt scheinen sich langsam von uns Menschen und Peinigern zu erholen!

Das klare Wasser des Brienzersees und der Aare sind eine wahre Wohltat. Der Himmel ist immer von weniger Kondensstreifen verschlirget, die Luft ist klar und nicht mehr stinkend.

Die Sonnenuntergänge sind verklärend schön.

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