Ich bin es nicht mehr gewohnt vor 7 Uhr aufzustehen und das Haus zu verlassen! Endlich, zehn nach 7 gehe ich los.
Der Himmel ist heiter Milchblau, die Strassen sind geräumt aber Salznass, die Gehwege total vereist, aber stellenweise mit Neuschnee leicht überzuckert, trügerisch!


Mein Luzern-Interlaken-Express fährt nach 4 Minuten langem Aufenthalt um 7.24 ab.





Schöne ruhige Fahrt nach Meiringen und nach der Spitzkehre auf den Brünigpass, 1002 Meter über Meer.
Die Schneeräumung ist hier noch im Gange.




Nun geht es wieder runter. Bald leuchtet hinter kahlen Laubbäumen der Lungernsee.



Nach der 3. Zahnradstrecke unterhalb von Brünig-Hasliberg erreichen wir Giswil. Diese Gemeinde im Kanton Obwalden ist flächenmässig in etwa gleich gross wie die Stadt Zürich.



Entlang des Sarnersees geht die Reise über Sarnen, dem letzten Halteort des Zugs vor der Leuchtenstadt Luzern, Ankunft 08.55 Uhr, weiter.


Die Wiesen sind nur mehr weiss gesprenkelt, in Luzern ist alles ausser den Holzschwellen im Bahnhof aper.
Mein Anschlusszug der PanoramaExpress (PE) fährt erst um 09.39 Uhr. Ich habe viel mehr Zeit als die anderen Reisenden.
Wieder mal ist ein Gleis im Personen-Bahnhof von einem Güterzug belegt. Pausenlose, teils gellende Lautsprecherdurchsagen, hetzende Reisende, verirrte Verwirrte, verpasste Anschlüsse und Wehklagen. Um 09.15 Uhr ist der Bahnhof fast leer.



Ich frage mich, warum so ein Güterzug unbedingt zur Zeit der Fahrplanspinne in den Bahnhof einfahren und für zahllose kurzfristige Gleisänderungen sorgen muss?! (Meines Erachtens ist dies eine unüberlegte, schlechte Extrazugs-FahrplanPlanung und/oder eine miserable Betriebsführung und-oder ein unvorhergesehenes Kunden- oder CargoProblem.)
Mein PE der SOB (SüdOstBahn) wird mittels 2 Flirtzügen, anstatt einem neuen Traverso geführt und bietet demzufolge, wie im Fahrplan korrekt vermerkt, kein Verpflegungsangebot. Also hole ich mir beim Bahnhofsbäcker einen Kaffee mitsamt Nussstange und setze mich um 9.25 in meinen Zug.




Der Zug ist aussen und innen sehr sauber! Tolle Bestuhlung, grosszügige Raumaufteilung, super Lichtverhältnisse, ruhiger Zugslauf, sowohl in der 1. wie auch in der 2. Klasse. So machen Bahnreisen Spass und Freude. Ein Kundenbegleiter der SOB sagt mir auf meine Nachfrage hin, ihre Züge würden aussen wie innen alle 3 Tage komplett gereinigt. Wie ist das bei den SBB CFF FFS?
Ruhige Fahrt durch Luzern und Vororte nach Küsnacht am Rigi. Für die Halte wurden teils unanständig lange Aufenthalte von 3-5 Minuten eingeplant. Warum?





Die Rigi berührt fast die untersten Wolken, die Spitze des Turms ist in Wolken verschwunden. Bald darauf erreichen wir den Zugersee. Der Schnee reicht fast bis an seine Ufer.




Eine hässliche Autobahnbrücke versperrt in Arth den Ausblick nach Arth am See, den Zugersee und Zug.
Kurz darauf sorgt in Arth-Goldau ein Abfahrtsplakat für Verwirrung.


Ab Arth-Goldau geht es steil bzw mit 50 Promille (Gotthardbahn = 27 ‰) bergan. Kurz nach der Abfahrt zeigt sich unten, dem Talbode zu gehend, die Gotthardbahn, die gerade von einem imposanten, internationalen Containerzug nordwärts befahren wird.






Tief unten leuchtet der Lauerzer See, im Hintergrund sind der Kantonshauptort Schwyz und dahinter links die Mythen und rechts der Fronalpstock und weitere Berge auszumachen, toll.
In Sattel-Aegeri ist die Schneedecke wieder durchgehend, Skifahrer sind auf den Pisten zu sehen. Rothenthurm, mit seinem markanten Bahnhofsnahen Kirchturm erreichen wir gegen halb 11 Uhr.



Wer erinnert sich noch an die Volksinitiative zum Schutz von Hochmooren von nationaler Bedeutung, über die wir SchweizerInnen vor 33 Jahren abstimmen durften? Kurz darauf fahren wir am Rand dieses wunderschönen Hochmoors, das mich aufgrund seines Bewuchses immer wieder an Skandinavien erinnert, nach Biberbrugg.


In weiten Kurven um genügend Strecke für das Gefälle zu erhalten, fahren wir über Schindellegi-Feusisberg, mit dem scheusslichen Autobahntunnel unter dem Kirchplatz, in Richtung Samstagen und Wollerau.





Liebliche Landschaft in der reichen Schweiz, nirgendwo sonst wohnen so viele Millionäre wie hier.






Kurz darauf erreichen wir den Zürichsee und fahren über den Damm nach Rapperswil. Ostwärts, entlang des Obersees fährt fährt der Zug nach Schmerikon – Uznach –






Kaltbrunn und verschwindet bald darauf im Rickentunnel.
Im Toggenburg ist es weiss, tiefster Winter. Ich muss mich bereit machen, um in Wattwil umzusteigen.

Ich erhasche einen Blick auf eine Burg südlich-westlich über dem Bahnhof, ist das die Toggenburg, das ehemalige stammen aus der Familie zu Toggenburg?
Erneuter Richtungswechsel, denn nun geht die Fahrt entlang der oberen Thur über Ebnat-Kappel nach Nesslau-Neu St. Johann, wo die Bahnstrecke endet.





Das letzte Teilstück der knapp fünfstündigen Reise fahre ich in einem Doppelstockbus von Postauto Schweiz, entlang der nunmehr sehr kleinen Thur.





In Wildhaus werde ich bereits von meiner Schwester, die hier im Sunnehus zur Erholung weilt, empfangen. Gemeinsames vollchüschtiges Mittagessen.
Allzu rasch vergeht die Zeit. Nach knapp 3 Stunden muss ich mich schon wieder auf den Heimweg machen.
Der schönen Landschaft wegen beschliesse ich, über die gleiche Strecke wie bei der Hinfahrt zu reisen.
Ab Wattwil habe ich endlich das Glück in einem Traverso, zu reisen. Diese neuen, achtteiligen, bis zu 160 km/h schnellen IntercityZüge auf der Basis von Flirts, aus den Fabrikhallen von Stadler in Altenrhein oder Bussnang sind aussen wie innen sehr elegant und bequem.










Während den ersten 30 Minuten Reisezeit ab Wattwil bis Rapperswil sind ein kleiner Horror. Insgesamt fünf Reisende stürzen eine knappe Mannslänge von mir entfernt zu Boden und bedürfen einer Hilfe um wieder richtig auf die Beine zu kommen. Eine ältere Reisende zieht sich eine Platzwunde an der Stirn zu. Ihr Mann bewegt sie in Rapperswil auszusteigen.
Nicht dass die Sitze nicht komfortabel wären oder dass es obwohl ich fast auf den Rädern sitze, allzufest rütteln würde. Nein, die Rampen für den Übergang zwischen den Wagen mussten aufgrund von Forderungen von Behindertenverbänden und EU-Vorschriften (Steigung und Länge von Rampen) sehr abenteuerlich konstruiert werden.

Um die notwendige Höhe zwischen Wagenboden und Übergang zu erreichen, wurden 3 Rampen, unterbrochen von 2 waagerechten Podesten, die farblich leider nur unzureichend Aufmerksamkeit erheischend sind, konstruiert. Reisende wie auch Zugbegleiter, die diesen Rampen nicht ihre volle Aufmerksamkeit widmen, laufen Gefahr hier zu stolpern beziehungsweise “ins Leere“ zu laufen.
Geniesse auch auf der Heimreise die ständig wechselnden Ausblicke so sehr,










dass ich trotz zahlreich mitgeführtem Lesestoff nicht zum Lesen komme.
Danke Hanno, liebe Grüsse aus Brienz!
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Lieber Christoph, einen schönen Beitrag von der Reise.Wie immer Super
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