Die fahrenden Personale tun ihr Bestmöglichstes, aber das Management, sprich der Wasserkopf der DB und das Infrastrukturmanagement der Bahn, sowie die Bundes- und Länderregierungen machen Alles mutwillig kaputt!
Nach dem herrlichen Tag gestern, donnert und gewittert es heute schon vor dem Frühstück. Angesichts der Wetterprognosen entschliesse ich mich dennoch für sommerlich kurze Kleidung.
Kurz nach 9 besammeln wir uns wieder am Hauptbahnhof. Unser geplanter Zug fällt heute offenbar aus oder ist zumindest stark verspätet.
Münster ist offenbar ein Zentrum für die schweizerischen Stadler-Züge FLIRT. Innerhalb 10 Minuten zähle ich 4 verschiedene FLIRT-Bauarten und Designs von 2 verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmungen (EVU).
Knapp 15 Minuten verspätet fährt unser Flirt ein. Wir steigen ein, sitzen ab und lauschen der kurzum erfolgenden Lautsprecherdurchsage: … wegen eines Polizeieinsatzes verzögert sich unsere Abfahrt um weitere Minuten. …‘
25 Minuten nach der geplanten Abfahrtszeit müssen wir wegen ein herrenlosen Gepäckstücks den Zug verlassen und ganz am Ende in einen anderen Zugteil einsteigen. Beim Abwandern des Bahnsteigs sehe ich 3 Bundespolizisten rund um einen besitzerlosen Koffer stehen und diskutieren. Ich frage mich was dieser Unsinn soll! Wäre es ein explosives Ding, würden die 3 Polizisten trotz Schussweite garantiert sterben.
Ich kann es nicht verklemmen und sage laut zu ihnen gewandt „Wäre ich Eisenbahner oder Polizist, dann hätte ich dieses besitzerlose Gepäckstück schon längst auf den Bahnsteig gestellt“. Die Bundespolizisten schauen mich verdutzt an.
Ich laufe zum hinteren, uns zugewiesenen Zugsteil. Ein paar Minuten später ist das Gepäck tatsächlich auf dem Bahnsteig, alle dürfen wieder einsteigen, der Zug fährt über 30 Minuten verspätet ab.
Immer häufiger frage ich mich was in diesem Land los ist!!! Überall stehen Sicherheitskräfte herum, bummeln über Bahnsteige und durch Städte, sind ansonsten aber untätig! Viele momentan nicht gebraucht die Züge von unzähligen privaten EVU stehen herum – die unzähligen neuen deutschen Privatbahnen, Tochtergesellschaften der französischen-niederländischen-britischen-italienischen Staatbahnen odervon Busunternehmungen sind pure Geldverschwendung!
Die Fahrgäste sind die stummen, leidtragenden Geldspender!
Mit einer knappen halben Stunde Verspätung erreichen wir in einem Zug ohne funktionierende WC-Anlage Gelsenkirchen Hauptbahnhof. Umsteigen auf die im Untergrund abfahrende Tram 107 nach Essen. Knappe 20 Minuten dauert die Fahrt durch immer noch trostlose Ruhrgebietsstädte bis zur Haltestelle Zollverein.
Hier besichtigen wir gemeinsam das Welterbe “Zeche Zollverein“ (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Zeche_Zollverein).
Bis 1986 war das Steinkohlebergwerk In Betrieb, bevor es dann umgewandelt wurde zur heutigen Welterbestätte (https://www.zollverein.de).
Heutzutage ist die Luft sauber, die Gebäude und das ganze Gelände versinken nicht mehr im schwarz des Kohlenstaubs. Wo ich vor über 40 Jahren unter schwarzem Plastic eingedeckte Kleingärten sah, sind heute Stellplätze und Garagen für Autos.
Interessanter Rundgang und Besichtigung der Kohlewäsche (https://www.ruhrmuseum.de/museum/standort/kohlenwaesche/).
Ich wusste bis dato nicht, dass die FettKohle nach der Förderung wirklich mit Wasser gewaschen (https://www.zollverein.de/kalender/von-kohle-und-koks) und vom ausgebrochenen Fels befreit werden muss, bevor sie dann zu Koks (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kokerei) gebacken wird.
Vom Dach der ehemaligen Waschanlage aus geniessen wir einen herrlichen Rundblick über die ganze Anlage und das Ruhrgebiet. 12’000 Tonnen Kohle wurde hier täglich gefördert und zu Stückkohle, Briketts, Eierkohle und Koks verarbeitet.
Es bleibt genügend Zeit für freie Besichtigung im Gelände. Herzlichen Dank allen Reiseleitern und Organisatoren für die enorme Arbeit die ihr geleistet habt!
Nach 16 Uhr spazieren wir zum Einen knappen Kilometer weit zum 5 Mädel-Haus, einer typischen Ruhrgebietskneipe. Hier erwartet uns ein reichhaltiges Bergmannsbuffet.
Nachdem wir uns die Bäuche voll geschlagen haben, treten wir um 19:00 Uhr die Heimreise an. Zuerst zu Fuss, dann mit dem Tram 107 nach Essen Hauptbahnhof. Der ganze untergrundbahnhof ist in intensives blaues Licht eingetaucht.
Heimkehr nach Münster mit RE Zügen.
Auch heute Abend ist im Zugverkehr der Wurm drin: Verspätungen von über 1 Stunde sind nicht die Ausnahme, sondern der Regelfall. Mehrfach müssen wir umsteigen, weil Züge mit über einer Stunde Verspätung vorzeitig wenden. Die Züge sind aber immer sauber und die fahrenden Personale geben sich alle Mühe, den Betrieb einigermassen sicherzustellen.
Die plötzlich hinter der Schlechtwetterwand auftauchende Sonne verspricht für morgen einen Sonnentage.
Mit einer Verspätung von nur etwas mehr als 30 Minuten erreichen wir unseren Heimatbahnhof Münster. Nach einem Schlummertrunk im Bistro Conti, spazieren wir um 22.30 die paar Meter heim ins Hotel Horstmann. Die Rezeption ist schon geschlossen und der Lift ausser Betrieb, d.h. drei Stockwerke hoch zu Fuss. Gute Nacht!