Der Tatsache zum trotz, dass ich noch nicht einmal eine Woche unterwegs bin, bin ich erschöpft ob all den neuen Eindrücken.
Das Frühstück war toll, allerdings bin ich jetzt schon wieder müde!Habe beim Packen deshalb etwas Mühe (jaja, ich bin eben doch nicht mehr ein Jungspund!).
Als ich das Hotel kurz vor 11 Uhr verlassen will, hat es mal wieder begonnen zu regnen begonnen. Nein, es sind eher irische Bindfäden. Also setze ich mich in der Hotellobby vor das Kaminfeuer
und schreibe noch ein paar Mails. 20 Minuten später lässt das Nass erheblich nach.
Jedes der alle paar Minuten verkehrenden Trams ist gut gefüllt, es macht den Anschein als gingen die Menschen erst jetzt zur Arbeit. Leider gibt es auch hier die Unsitte, dass Reisende meinen, sie müssten 2 oder mehr Sitzplätze für sich in Anspruch nehmen.
Beim Aussteigen am Heuston Bahnhof ist alles Schlechte schon wieder den Bach runter und vorbei; Die Sonne scheint. Während das ganzen Tages staune ich immer mehr über die Geschwindigkeit mit der das Wetter sich ändert.
Bin rechtzeitig am Bahnhof um den Intercity um 12:00 Uhr Richtung Galway (Umsteigen in Limerick Junction) zu erreichen.
An den Toren wird unmissverständlich darauf aufmerksam gemacht, dass die Türen zu den Bahnsteigen 2 Minuten vor der geplanten Abfahrtszeit geschlossen werden, damit der Zug rechtzeitig abfahren kann.
Die Reise über das flache Land ist trotz der immer gleichen, “unspektakulären“ flachen Landschaft sehr interessant.
Fast alle relativ kleinräumigen Äcker und Wiesen sind von Hecken oder Steinmauern begrenzt, überall weiden Tiere, teils sind es recht grosse Herden.
Das Wechselspiel von Wolken, Sonne, Regenvorhängen ist faszinierend schön!
Der dritte Unterwegshalt heisst Limerick Junction. Es sind wirklich 2 sich kreuzende Bahnlinien.
Nicht alle Züge aus allen Richtungen können einen Bahnsteig direkt anfahren bzw abfahren. Teils ist eine Spitzkehre ausserhalb des Bahnhofs notwendig, da es Perrons nur an der Linie von Dublin nach Cork gibt.
Limerick (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Limerick) ist über 20 km entfernt, nur ein paar Kilometer sind es hingegen bis Tipperary (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tipperary_(Stadt)). Beides sind auch in unserem Sprachraum bekannte Städte. Das Heimweh- bzw Soldaten-Lied It’s a Long Way to Tipperary ist weltweit bekannt und in der Schule lernten wir auch Limericks, an die ich mich aber nicht mehr erinnere, ausser
Es war mal ein Alter mit Bart
Besorgt, was an Vögeln sich paart
An Lerchen, Pirolen
An Eulen und Dohlen:
„Sie alle tun’s in meinem Bart!“
Ich steige entgegen meinen ersten Gedanken hier nicht um, da ich mir unterdessen ein Hotelzimmer in Cork, der zweitgrössten Stadt von Irland gebucht habe.
Die neuen fünf bis siebenteiligen Dieseltriebzüge von CAF bieten in der 1. Klasse ausser dem Gratiskaffee keinen herausragenden Service, die Bestuhlung ist 2 + 2 (also wie in der 2.Klasse, es gibt nur vis-a-vis Bestuhlung, die Beinfreiheit ist etwas grösser, ein grosser, fixierter, überbreiter Tisch macht das Aufstehen mühsam. Für jede Sitzplatzreservation wird mit einem schlichten Code das ganze 4-er Abteil belegt, die Strecke ist nicht ersichtlich.
Auch Anderes ist mir ein Rätsel beziehungsweise ungewohnt: während der ganzen Reise wird am Wagenende im Leuchtband jeweils die sich rascher oder langsamer vermindernde Distanz bis zum nächsten Haltebahnhof angezeigt. Die Angabe von 45.6 Kilometern hilft keinen Deut, mir wäre die Uhrzeit wichtig.
Vor der Ankunft in Cork werden 1.9 Kilometer angezeigt. Alles Volk (ausser mir) steht auf, ramisiert sein Zeugs zusammen und steht vor dem Ausgang.
Der Zug ist allerdings zu früh und wir müssen 5 Minuten lang auf die Freigabe der Einfahrt, beziehungsweise auf die Ausfahrt des Gegenzugs warten.
14:30 Uhr in Cork. Der altehrwürdige Bahnhof (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Cork_Kent_railway_station) nimmt mich sofort gefangen.
In der Bahnhofshalle sehe ich ein internationales Fahrplan-Auskunftsbüro.
Wäu, was für ein musealer Ort. Neben einem Gemälde, das eine ganze Wand einnimmt und einen der ersten Eisenbahnreisezüge, Anno 1847 zeigt,
sind an 2 weiteren Wänden die Firmentafeln der europäischen Eisenbahnen aufgehängt und weisen darauf hin, dass hier internationale Fahrkarten verkauft und Fahrpläne aus aller Herren Länder durchgewälzt werden. Der Kunde vor mir organisiert eine Gruppenreise nach Südost-England und hat hunderte Fragen.
Als ich an der Reihe bin erklärt mir die Dame, sie könne nur noch Fahrplanauskünfte für England geben. Alles andere sei heute nicht mehr gefragt und deshalb wohl von den Managern abgeschafft worden.
Als ich mich interessiert zeige für das Gemälde (es zeigt die Dampflok 36 von 1847) und den weiteren Wandschmuck, druckt sie mir diverse Unterlagen aus und holt aus einem Hinterbüro, ein Büchlein “ COBH Connections / a record of railways service / 1862-2002“, das sie mir schenkt. Vielen lieben herzlichen Dank!
In der Bahnhofshalle steht versteckt (und halb demontiert) diese Dampflok Nummer 36.
10 Minuten Spaziergang durch die Stadt (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cork)
und über den Fluss (https://de.m.wikipedia.org/wiki/River_Lee), da sehe ich schon meine gebuchte Unterkunft (https://www.jurysinns.com/hotels/cork/?utm_source=google&utm_medium=local). Ich buche sogleich eine zweite Nacht dazu und lasse auch meine Wäsche, vorallem die Kleider für kalte Tage vom Hotel erledigen.
Kurzes Relaxen und Laden der Akkus, Stadtspaziergang, wiederum zum Bahnhof. Ich will da angesichts des sonnigen und warmen Wetters noch etwas herumlungern und
dann mit einem Vorortszug (16 Kilometer bzw 25 Minuten) nach Midleton im Osten fahren.
Midleton (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Midleton) hat ausser den Hinweisen und Denkmälern der früheren Whiskey-Distillery (Jameson Whiskey, Redbreast (meine Schwester Anna hat mir mal so einen aus ihres Mannes Heimat mitgebracht), Paddy) und den unzugänglichen Bauten der neuen Distillery nichts Interessantes zu bieten.
So ein Schild, wie hier an jeder Fensterscheibe klebt sollte auch bei uns angebracht werden.
Äusserst interessant und einen Stopp lohnenwert macht die Abzweigung der Eisenbahn in Glounthaune, wo die Cóbh-Strecke in einem weiten Bogen nach Süden wegführt und sich die Fussgängerbrücke als eine tolle Beobachtungsplattform eignet.
Die Lichtverhältnisse ändern andauernd und rasch. Ich könnte den ganzen Tag hier oben stehen, den regen Zugsverkehr und die Natur beobachten.
Gegen 19 Uhr fahre ich heimwärts und bin nach 10 Minuten wieder in Cork.
Kann mir ein Eisenbahnfachmann erklären, warum die mittlere Achse im 3-achsigen Drehgestell dieser Diesellokomotiven, nicht symmetrischangeordnet ist!?
Dem Lee entlang
spaziere ich heimwärts und bin bald im Hotel – bin ausgepumpt.
Geniesse ein Dinner in der unpersönlichen Gaststätte des Hotels.
Der Kellner ist ein äusserst liebenswürdiger, witziger und zu Spässen aufgelegter Ire.
Bin zu müde fürs Tagebuch.
Der Ruhetag morgen ist mir vonnöten.
Lieber Christoph, dass Du müde bist von all diesen Reisen, verwundert mich nicht, da Du Dich so interessierst für all die kleinen und kleinsten Details!! All das kann ein Mensch kaum bewältigen und verarbeiten. Für Deine weitere Reise wünschen wir dir weiterhin viel Vergnügen! Da du schon jetzt völlig erschöpft bist bangen wir um Deine Gesundheit! Und wünschen Dir alles Gute, Ruth und Fred Marschall
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