Der Tag ist noch nicht sehr alt, als um 2 Uhr in der Früh mehrmals laut fordernd mit einem Metallgegenstand gegen die Türe meines Schlafwagenabteils gepoltert wird.
Eine laute männliche Stimme ruft mehrmals „Border Police, your Passport please“.
Aha, sind es die Rumänen, die wie zu Zeiten des kalten Kriegs die Kontrolle über die Ausreisenden behalten wollen oder sind es bereits die Ungarn, die endlich begriffen haben, dass sie die “EU-Grenzen“ schützen müssen, oder sind es Verbrecher wie diejenigen die mich, den leichtgläubigen Westler, 1990-1995 mit diesen Worten ausgenommen haben?
Immer noch bzw immer wieder donnert er an die Türe. Auf meine wiederholten Zurufe „come in” reagiert niemand, im Türspion ist niemand zu sehen. Ich kriege ein gewisses Schaudern!
Vor bald 30 Jahren zwischen 1990 und 1994 passierte mir an der rumänischen Grenze das Gleiche. Damals öffnete ich nach mehrmaligem Klopfen und der Aufforderung „Border Police“ die Türe. Ein Mann in einer Kleidung, ähnlich einer Polizeiuniform, verlangte meinen Pass und meine Devisen zu sehen. Mit allem ging er von dannen. Den Pass habe ich nach mehr als einer Stunde, als der Zug bereits wieder abfahren sollte, von einem anderen Grenzpolizisten zurück erhalten. Mein Geld, ein paar tausend Franken, deutsche Mark und US Dollars für Freunde in Rumänien und Bulgarien habe ich aber nicht mehr erhalten. Keiner der Amtsträger sprach etwas anderes als Rumänisch.
Nach dem x-ten Mal, immer lauterem Poltern an der Türe, öffne ich jedoch auch jetzt. Ein junger sympathischer Mann, in privaten Kleidern, verlangt meinen Pass zu sehen. Auf meine Frage nach seiner Legitimation, seiner Uniform oder seinem Ausweis, zuckte er mit den Schultern und wiederholte stur „Border Police, your Passport please“. Kein Hallo, kein Ausweis, nichts, nada, niente!
Ich weigere mich. Nach geraumer Zeit tritt ein älterer Mann in Uniform dazu und verlangt meinen Pass zu sehen. Auf meine Frage nach seiner Legitimation, zeigt er auf das Emblem „Roumanien Border Police“ an seiner Jacke und zeigt seinen Handheldcomputer. Ich bin mir noch immer schlaftrunken unsicher.
Aufgrund der drohenden Gewalt, auch diese Erfahrung musste ich in Rumänien leider von seiten der Polizei schon machen, gebe ich ihm meinen Ausweis. Er kontrolliert ihn in seinem Gerät, vergewissert sich dass Ausweis und mein Gesicht übereinstimmen und gibt ihn mir nach kurzer Zeit zurück. Ohne ein Wort, ohne Kontrolle meiner 7Sachen, gehen die 2 Männer weg und verlassen den Wagen.
Ich atme auf, die Anspannung weicht! Allerdings muss ich mir eingestehen, dass diese Art der Kontrolle für mich und alle anderen Reisenden inakzeptabel ist! Warum können diese Beamten und Polizisten nicht allesamt Ausweise tragen, anstatt sich hinter einer „Fantasieuniform“ (wie der Hauptmann von Köpenick“) zu verstecken? Diese doofen Kontrollen sind sicher auch ein Grund, weshalb die Eisenbahn immer mehr Marktanteile verliert!
Ich verriegle meine Abteiltüre wiederum dreifach, trinke etwas Wasser, rege mich ab, entspanne wiederum und schlafe dann bald ein.
Erst an der Grenze zu Österreich,
eine knappe halbe Stunde vor Zugsankunft in Wien Hauptbahnhof um 08.20 Uhr erwache ich. Mache mich bereit zum Aussteigen. Der Zug fährt allerdings schneller, als dass ich komplett wach und angezogen bin.
Wir sind seit einer knappen Minute am Bahnsteig, da kommt schon ein Rangierer, reist die Abteiltüre auf und meint, ich hätte genau 3 Minuten Zeit, um auszusteigen, eine davon sei schon vorbei, ansonsten würde der Zug 10 Kilometer weiter abgestellt und ich hätte den ganzen Tag über keine Möglichkeit auszusteigen! Scheissbeamter, denke ich, aber sage nichts, ziehe meine Socken an.
Eine knappe Minute später kommt schon der nächste ÖBB‘ler. Unfreundlich und arrogant herrisch, schnauzt er mich an, ich müsse jetzt sofort raus, sonst setze es was ab. Meine Schuhe und Jacke könne ich auch aussen anziehen.
Also packe ich mein Zeugs, steige aus und ziehe mich draussen in der zugigen, aber immerhin trockenen Kälte fertig an. Ich hoffe, nichts im Abteil liegen gelassen zu haben.
Meine Knie schmerzen noch immer leicht, insbesondere beim Treppenruntergehen wird es schlimmer. Diese arroganten Össis kotzen mich an.
Gehe zum Fahrkartenschalter und kaufe kurzentschlossen eine Platzkarte für den nächsten Zug nach Zürich.
Laufe alsdann durch den grossen, immer noch neuen Hauptbahnhof.
Esse einen Marillen-Berliner und trinke einen Kaffee. So gestärkt kann ich kurzum in den RailJetExpress einsteigen.
Ich geniesse die Reise in den Tag.
Neben mir sitzt ein unruhiger, schweigsamer Ungare.
Ich döse hin und wieder ein, erledige zwischendurch Mails und Rückmeldungen zu meinem Tagebuch beziehungsweise Reiseblog.
Zwischen 13 und 14 Uhr bzw kurz vor Innsbruck brauche ich eine Lauftveränderung. Ich gehe in den Speisewagen was essen.
Während der Bergfahrt am Arlberg wird klar dass der Winter noch nicht vorbei ist. In Langen am Arlberg, dh in Vorarlberg erwartet uns Schneetreiben, selbst in Feldkirch, dh unten im Tal schneit es noch.
In Buchs verlasse ich den RailJetExpress und die schlechte Atemluft, steige um auf einen neuen, kurze Zeit später abfahrenden Bombardier Doppelstockzug.
Erneutes Umsteigen in Sargans. Verpasse den ersten Anschlusszug. 10 Minuten später fährt der nächste halbwegs schnelle Zug nach Zürich HB. Ankunft 17.48, mein Schwesterherz Madeleine erwartet mich. Kurzes Berichterstatten und Zusammensein in einer Bahnhofsgaststätte.
19.02 Uhr fährt mein Intercity nach Bern.
Schnee im Mittelland, ganz ungewohnt in dieser Frühlingszeit.
Grandioser Sonnenuntergang kurz vor der Bundeshauptstadt. Noch einmal umsteigen.
Dann endlich ein letztes Mal umsteigen in Interlaken Ost.
Halb 10 wiederum zu Hause!
Liebe Heidy, herzlichen Dank für Dein Lebenszeichen! Meinen Knien geht es wieder recht gut, ich kann in den nächsten Tagen wieder reisen, weiterhin reisen! Mitte Mai 2019 bin ich wiederum n der Heimat es würde mich freuen, Dich mal wieder zu sehen! Liebe Grüsse aus Brienz CHRISTOPH
LikeLike
Salut Christoph wir kennen uns von Biel.
( Tante Käthi). Ich habe deine Reiseberichte sehr genossen und hoffe , dass es deinen Knien besser geht. Liebe Grüsse Heidy
LikeGefällt 1 Person
Danke Robi, es war mir zu weiss daheim, bin für Wochenende als erneut geflüchtet! Fröhlechi Grüess vom CHRISTOPH
LikeLike
Lieber Reisejournalist, lasse deine ausführlichen Berichte auf der Zunge zergehen. Herzlichst Robi
LikeGefällt 1 Person