03.03.2019, gut geschlafen, bleibe eine weitere Nacht

Sonntag, die Stadt schaut auch um 10 Uhr morgens noch verschlafen aus. Hoffentlich ist das auf dem Land anders – ich will nämlich raus ins Grüne, zum Castel del Monte, der ehemaligen „Hütte“ des schwäbischen Stauferkaisers Friederich II.

Fahre mit Ferrotramviaria gen Norden.

2 Haltestellen nach dem Flughafen, in Bitonto muss ich wegen Bauarbeiten umsteigen auf einen Bahnersatzbus. Eine Stunde lang über Landstrassen, löchrige Autobahnen und verstopfte Städte.

Ausserhalb dem bebauten Gebiet sind es endlose Olivenhaine, unterbrochen durch etwas Brachland und ein paar Artischockenfelder.

Um 13 Uhr endlich in Andria. Erneutes Umsteigen, nun aber auf einen Überlandbus. Aber wo ist die Haltestelle? Der Bahnersatzbus-Fahrer weiss es nicht.

Ein Frau in den 30ern spricht mich an, sie hätte in Bari gehört, dass ich zum Castel wolle. Sie habe gerade gegoogelt, mein Bus fahre in einer halben Stunde, 100 Meter weiter sei die Haltestelle. Okay, vielen Dank, sehr liebenswürdig!

Kurzer Stadtspaziergang, alle Rollläden sind unten, nur eine Konditorei mit hunderten von Kalorienbomben und vielen Gluschtmäulern davor ist offen. Ich mag mich nicht in die Schlange stellen, verzichte!

Interessante Fahrt, leicht bergauf, gen Osten, weg vom Meer.

Von Ferne ist das Oktagon der Festung des Castel del Monte schon bald auszumachen. Aber es dauert weitere 6 Kilometer bis wir oben sind. Der Gipfelparkplatz ist schon überbelegt.

Die Autofahrenden stehen sich im Weg. Unzählige verlassene Benzinkutschen mit (wegen der Klimaanlage?) laufendem Motor. Ich verabscheue diese Art von Umweltfrevel! Im Nahbereich des Castel del Monte stehen die Bäume nicht dicht an dicht, zudem bläst ein Windlein,

die Luft ist herrlich erfrischend gut! Laufe rundherum, geniesse die Ausblicke zum Meer und übers Land und die wärmende Frühlingssonne.

Trotz der Heerscharen will ich unbedingt auch rein in dieses Achteck.

Der Eintritt ist heute gratis, nur die Ausleihe des deutschen Audiosprachführers kostet mich 3.50 €.

Ich lasse mich „elektronisch“ durch die Räume führen. Auch der Innenhof ist 8-eckig. Die 8 Türme sind achteckig, sie beherbergten Treppenhäuser und Aborte.

Ich staune! Komme aus dem Staunen kaum raus!

Kurz nach 16 Uhr trete ich raus an die Sonne. Der Bus um 16.20 fällt heute aus, er fahre erst ab 1.März wieder. In welchem Zeitalter lebt der Busfahrer? Ich solle um 17.30 wieder da sein. Also gehe ich in die Gipfelbeiz um noch etwas zu trinken und allenfalls zu essen. Die Bedienung ist miserabel schlecht und an der Bar heissts, ich solle mich draussen hinsetzen und warten. Schreibe Tagebuch, lese in Reiseführern. Nach 40 Minuten stehe ich auf und gehe, geniesse noch etwas die Abendsonne.

Ich solle in den 17.30 Bus einsteigen, er mache aber noch ein paar Runden zum grossen Autoparkplatz und zurück, meint der Busfahrer. Die Strassen sind verstopft, ich mag mich nicht mit dem Fahrer streiten, bin müde, möchte heim ins Hotel.

Bei der „2. Rundfahrt“ steigt eine Andria‘nerin, die in der Burg als Fremdenführerin arbeitet in den Bus. Wir sind bald im Italienisch-englischen Gespräch, diskutieren über den Tourismus in der Gegend. Um 18.15 steht die Frau, die auch heim möchte auf und redet vehement auf den Chauffeur ein. Ich verstehe nicht Alles, ist wahrscheinlich besser so. Nun plötzlich fahren wir im letzten Tageslicht endlich Richtung Andria. Alle meine Busanschlüsse nach Barletta, Trani und Bari sind natürlich weg. 40 Minuten warten. Ich spaziere planlos vom Bahnhof weg und finde nach knapp 200 Metern die geöffnete Bar „Asoka“. Sehr aufmerksame Begrüssung. Trinke einen frisch gepressten Orangensaft, esse dazu Chips und bald auch noch hausgemachte warmen Krapfen.

Schöne Gespräche in Italienisch, Deutsch und Französisch. Eine Schwester der Bardame arbeitet in Paris, ein andere wohnt in Darmstadt. Allzu bald muss ich den Ort verlassen, muss auf den Bahnersatzbus nach Bitonto. Überall in den Dörfern ist Karneval und Dauerstau. Über Land fährt der Fahrer als wärs eine Rallye. Es nützt nichts, der Anschlusszug in Bitonto ist pünktlich abgefahren, hat keine Minute gewartet.

Erst eine gute halbe Stunde später fährt wieder ein Zug. Viertel vor 23 Uhr im Hotel. Müde und zufrieden, die Mühen haben sich gelohnt.

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