Habe herrlich geschlafen, bin früh aufgewacht. Der Regen trommelt aufs Dach, der Brocken ist irgendwo hinter den Wolken.
07.30 Frühstück zusammen mit Hendrik. Das Wetter wird zusehends besser. Noch während wir essen ist blauer Himmel zu sehen. Gegen 11 Uhr spaziere ich im Sonnenschein durch die Stadt zum Bahnhof Westerrntor der Harzer Schmalspurbahnen HSB (https://www.hsb-wr.de). Hendrik kann jeden Tag einer Begleitperson seiner Wahl die kostenfreie Mitfährt im Zug ermöglichen. Danke, dass ich heute also ein Gratisbillett auf den Brocken erhalte.
Ich habe noch genügend Zeit mir das Treiben rund um die Werkstatt der Harzbahn anzuschauen.

Erst kurz vor 12 Uhr geht die Reise los, Hendrik sehe ich nur kurz, bei der Einfahrt
Oseines Zuges im Führerstand stehen.
Sehr schöne Fahrt, wenige Reisende an Bord, ich bin häufig draussen auf der Plattform (hier heisst dies „Bühne“),
fotografiere, filme, geniesse.
Der Himmel ist unterdessen wieder stark bewölkt, bald beginnt es zu regnen. Meiner Stimmung tut dies keinen Abbruch. Viele Unterwegshalte, zwei Mal muss auch Wasser gefasst werden. In Drei Ännen Hohne wird aus unerklärlichen Gründen die Lok getauscht. Dies geschehe jeden Tag genau gleich.
Auch die Reisenden zum Brocken müssen umsteigen, in einen leeren, aber immerhin wohlig warm geheizten Zug.
Mit 33 Promille geht es jetzt bergan. Die Natur verfärbt sich schon.
An den Bahnhöfen stehen mit Wasser gefüllte Normalspurkesselwagen auf Rollschemeln für Löscheinsätze bereit. Allenthalben durchqueren wir riesige Waldbrandgebiete, nicht verursacht durch Dampfloks sondern durch fahrlässig handelnde Menschen!
Hier im Nationalpark Harz (https://www.nationalpark-harz.de), darf der Wald nicht gepflegt werden. Tausende von Sturm, Wetter, Feuer und Mensch gefällte Fichten liegen kreuz und quer. Da wo halbverbrannte und nun tote Bäume ganz nah an der Bahntrasse standen und das Verkehren von Zügen gefährdeten, wurde mit der Motorsäge geholzt. Allerdings musste das Holz nach liegengelassen werden.
13.40 Uhr erreichen wir ein paar Minuten vorzeitig den 1’141,2 Meter über Norrmal Null gelegenen Gipfelbahnhof Brocken (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Brocken). Der Nebel ist nicht weit, es nieselt. Während ich im Bahnhofsgebäude nach interessanten Dingen Ausschau halte, beginnt es plötzlich zu rieseln und kurz darauf zu hageln. Es weht ein eisiger Wind, das Thermometer zeigt 3 Grad.
Trotzdem entschliesse ich mich der ehemaligen Stasi-Moschee und heutigem Tourismushaus einen Besuch abzustatten. Tolle Ausstellung über die Natur am Brocken und die DDR-Geschichte. Mit Aussicht in den Nebel beschliesse ich, hier auch einen kleinen Mittagsimbiss zu geniessen: Erbsensuppe mit Bockwurst und Schwarzbrot und einem kleinen schwarzen Bier.
Ganz kurze Momente reisst der Nebel auf, gibt einen schönen Blick ins Flachland hinaus frei. Bald aber stürmt es wieder richtig, rund um die Moschee. An den Fenstern wachsen Eiskristalle. Die Natur verfärbt sich weiss. Es wird dunkel und bald schlagen unter gleichzeitigem lautem Donnergegrolle, unzählige Male, grell leuchtende Blitze in den Fernsehturm 100 Meter nebenan ein, ein tolles Schauspiel hier unter Dach, geschützt und an der Wärme.
Irgendwann muss ich aber doch raus. Ich habe Glück, gerade eben hat es aufgehört zu schneien. Soweit es einen gekiesten Weg hat, ist das Laufen kein Problem. Die asphaltierte Straße aber ist eisig glatt. Die Spuren zeigen es, etliche Autofahrer haben versucht hier herauf zu fahren, sind aber kläglich gescheitert.
16:22 Uhr fahre ich mit dem Zug zurück nach Wernigerode.
Unterwegs in der Dienststation Goetheweg (eine Weiche und 3 Signale, 1 stumpf endendes Gleis) fahren wir auf die Seite und lassen einen Bergan schnaufenden Zug passieren.
Je weiter talwärts wir kommen, desto weniger Regen fällt.
In Wernigerode scheint die Sonne, die Kälte aber ist geblieben.
Ich fahre mit bis zum Hauptbahnhof und beobachte von der Plattform daselbst noch ein wenig die Betriebsmanöver.
In raschen Gang gehe ich dann heimwärts ins Hotel und kurzerhand in die Sauna. Die Wärme bewirkt Wunder, ich komme wieder zu Kräften.
Kurz nach 20 Uhr treffe ich Hendrik zum gemeinsamen Abendessen. Die kleineren Gaststätten haben allesamt ihre Küche schon geschlossen, so dass wir gezwungen sind in noblen „Weissen Hirsch“ einzukehren.
Es ist ein wahrer Genuss, gut zu essen und zu trinken und einen tollen Gesprächspartner zu haben, danke! Auf dem kurzen Heimweg bestaunen wir noch den fast vollen Mond.