Es ist kalt heute Morgen. Die umliegenden Berge sind teils hinter Nebelwolken verschwunden. Angesicht der Wetterprognose für Udine entschliesse ich mich aber, dennoch kurz Hosen und nur ein T-Shirt anzuziehen, wärmere Kleidung aber in Griffweite zu halten.
Ich verzichte auf ein Frühstück, werde am Bahnhof einen Kaffee kaufen und irgendwo unterwegs etwas für den Magen. Schon kurz nach 9 spaziere ich gemütlich los, es beginnt schon wieder zu tröpfeln.
Am Bahnhof ein Puff: nach Jesenice und Villach gibt es nur einen Bahnersatzverkehr mit Bussen. In jedem Bus müsse auch ein Zugchef der slowenischen Eisenbahnen, als menschlicher Wegweiser mitreisen. Aber diese Personalkategorie ist nicht einfach so vorhanden. Angesichts dieser Arbeitsweise hier, muss ich meinen Zugsanschluss in Villach nach Tarvisio vergessen.
Plane um, will nun ab Jesenice über die Wocheinerbahn fahren. Mir wird gesagt, mein Bus halte nicht in Jesenice, der Jesenicerbus fahre später, ich solle aussteigen. Dann heisst es der Lokalbus nach Jesenice fahre in einer halben Stunde. Nein, dieses unschlüssige Hin und Her, das mag ich nicht. Fahre mit dem nächsten Villacherbus der alle Unterwegsbahnhöfe bedienen wird.
Es regnet immer heftiger, der Strassenverkehr ist teils recht dicht, es wird richtig kalt draussen, wie ich während Unterwegshalten feststellen kann. Kurz nach 11 Uhr in Jesenice. Trinke einen Kaffee im Bahnhofbuffet.
11.15 sollte der Zug über die Wocheinerbahn abfahren. Der Bahnhofvorstand meldet es gebe ungefähr eine halbe Stunde Verspätung, man warte den Bus von Ljubljana ab. Ich bin hungrig, versuche mich an einem Automaten. Kein Erfolg. Der Zugführer sagt mir, es gäbe einen geöffneten Kiosk und führt mich dahin.
Mit einer Verspätung von 65 Minuten fahren wir schliesslich ab, es ist kein einziger Reisender vom Bahnersatzbus gekommen.
Schöne Streckenführung, tolle, authentische Landschaft!
Ich habe die Wocheinerbahn (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Jesenice–Trieste) schon mehrmals befahren, bin aber immer wieder begeistert von der Streckenführung und der immerzu wechselnden grandiosen Aussichten.
Neben einem fast 6.5 Kilometer langen Scheiteltunnel gibt es auf der Strecke 40 weitere Tunnel und an die hundert Brücken, wobei die Solcanobrücke kurz vor Nova Gorica, mit 85 Metern Flügelspannweite noch heute die längste gemauerte Steinbogenbrücke der Welt sein soll. Viele Reisende und vorallem Wanderer steigen unterwegs ein, nachdem sie nun über eine Stunde lang gewartet haben.
Schade fährt heute kein Dampfzug (http://www.bled.si/de/unternehmungen/hochebenen-in-der-umgebung-von-bled/museumszug), ich würde gerne in diesen umsteigen.
Die Strecke hat in den Isonzokriegen (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Isonzoschlachten) traurige Berühmtheit erlangt
Kurz nach 14 Uhr erreichen wir Nova Gorizia, den slowenischen Bahnhof der 2 Lönderstadt Gorizia. Zum Hauptbahnhof in Italien sind’s 4 Kilometer, Taxi ist keines da. Ich überschreite die Staatsgrenze auf dem Bahnhofplatz um zur Bushaltestelle zu gelangen. Der nächste Bus fährt um 14.30 Uhr. Also gehe ich zurück, über die Grenze
nach Slowenien um auf der Terrasse des dortigen Bahnhoffbuffets einen Kaffee zu geniessen. Kurz vor halb 3 überquere ich die Grenze erneut und fahre im Bus zum italienischen Hauptbahnhof von Gorizia.
Muss eine Stunde auf den nächsten Zug warten. Geniesse die sommerliche Wärme, 28 Grad zeigt das Thermometer.
Kurz nach 16 Uhr in Udine (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Udine). Habe mir im Hotel Príncipe (https://www.principe-hotel.it), 80 Meter neben dem Bahnhof gebucht. Erhalte ein Zimmer mit Blick auf Hinterhöfe, weder Strassenlärm, noch Eisenbahnmusik wird meine Nachtruhe stören. Kurzes Relaxen, dann zum Bahnhof um Platzreservationen für die morgige Heimkehr zu tätigen.
Der fröhlich-freundliche Hotelier gibt mir Tipps für den Stadtbesuch und eine Empfehlungs fürs Abendessen. Es ist schön wieder einmal Italienisch reden zu können. Gegen 17.30 laufe ich also in die Innenstadt.
Wunderschöne Bauwerke, ich geniesse das Spazieren, das Besichtigen, den Tag, das Fotografieren fürs Tagebuch.
Trinke in einer Bar unterwegs wieder einmal einen Chinotto (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Chinotto_(Getränk)), obwohl auch dieses Getränk heute in Händen der mächtigen Nestlé ist. Die Chinotto-Frucht ähnelt der Bitterorange, früher war das Getränk mein bevorzugter alkoholfreier Aperitif!
Kurz vor Sonnenuntergang suche ich die empfohlene alte Eisfabrik und heutiges Restaurant “alla Ghiacciaia“ (in der Eisfabrik) auf. Die Osteria ist wunderbar am Stadtbach gelegen und fast vollständig vom Grün überwuchert.
(https://m.facebook.com/pages/Alla-Ghiacciaia/147632628615564)
Mein letztes Ferienabendessen: Brot, Mineralwasser, ein paar Gläschen trockener Italiener, Venetische Bohnen-Gerstensuppe,
Udineser Hackfleischballen in Sugo,
Käseteller mit Öl und Pfeffer, herrlich! An der Kasse kriege ich noch einen obligaten Ristretto, Alle 3 Gänge zusammen kostet nicht einmal 25 Euro, fürwahr günstig!
Verdauungsspaziergang in dunkler Nacht
heimwärts ins Hotel,
Tagebuch,
TV-Nachrichten,
Schönheitsschlaf (frühestens ab Mitternacht)!