19.08.2018, Besuch bei meiner langjährigen Freundin Anneke

Nach einem kurzen späten Frühstück beginnt der heutige Reisetag mit einer Busfahrt, genauer in einem Bahnersatzbus.

Die Eisenbahnstrecke von Leer (Ostfriesland) nach Weener ist wegen der Zerstörung der geschlossenen Eisenbahnbrücke über die Ems, durch ein Frachtschiff das die Öffnung nicht abwarten wollte, noch bis voraussichtlich 2024 unterbrochen (http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Der-Norden/Bahn-plant-in-Ostfriesland-groesste-Drehbruecke-Europas).

Nach 20 Minuten Reise heisst es umsteigen. Auf dem einzigen noch in Betrieb stehenden Gleis im Bahnhof von Weener, wartet ein GTW 2/8 (http://wiki.ovinnederland.nl/wiki/GTW) von Arriva.

Die ältesten dieser Züge sind bereits 12Jahre alt, sehen aber immer noch erstaunlich gut und modern aus. Einzig die Dieselmotoren mussten wohl teilweise bereits ausgetauscht werden. Habe ein gutes Gespräch mit dem Triebfahrzeugführer, der mir auch nichtöffentliche Teile des Zugs zeigt.

12.07 in Groningen, umsteigen in den Zug nach Leeuwarden, 3 lange GTW. Schon kurz nach Abfahrt gibt es die ersten Stehplätze. An jedem Bahnhof warten mehr Leute. Bald gibt es keinen freien Quadratzentimeter. Selbst im grossen Behinderten-WC dessen Türe offensteht, stehen bald über ein halbes Dutzend Menschen. In Leeuwarden löst sich das Tätsel. Es ist der Festumzug der Riesenpuppen (https://www.friesland.nl/de/kulturhauptstad-2018/agenda/202169970/the-giants-of-royal-de-luxe) durch die Kulturhauptstadt 2018 (https://www.friesland.nl/de/kulturhauptstad-2018), der so viele Menschen anzieht.

Bis auch ich aussteigen bzw umsteigen kann, ist mein Anschlusszug nach Heerenveen längst weg. Zum Glück gibt es alle halbe Stunde eine Umsteigeverbindung an den Marktweg 104 in Heerenveen.

Gegen 14.30 erreiche ich das Pflegeheim „Anna Schotanus“. Hier wohnt seit ein paar Wochen die langjährige Freundin Anneke. Anneke, die holländische Apothekerin und ihr Mann Klaus wohnten in Bern. Sie waren sowohl FreundInnen meiner Eltern wie auch von mir. Ihr immer schneller werdender ‘Zerfall‘ machte es leider unmöglich, dass Sie noch länger zusammen mit ihrem lieben Mann in Bern wohnen konnte. Anneke ist somit wieder da, in ihrem Heimatort angekommen, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Solche Wiedersehen bedrücken mich anfangs jeweils sehr, andererseits erfüllen Sie mich dann aber zusehends mit mehr Freude, vorallem wenn ich sehe, dass es die Person gut getroffen hat, dass Sie glücklich in ihrer alten-neuen Heimat weiterleben kann.

Wie es wohl Klaus ergeht, der jetzt so weit weg von seiner lieben Frau, in Bern zurückgeblieben ist?!?

Kurz nach 17 Uhr fahre ich wieder zurück zum Bahnhof Heerenveen um per Zug nach Amsterdam weiterzureisen.

Kaum eingestiegen, muss ich in Meppel schon wieder aussteigen. Unterwegs nach Zwolle ist gemäss den Lautsprecherdurchsagen die Fahrleitung auf einer Strecke von 500 Meter am Boden. Das 2.Streckengleis wird für die Reparaturarbeiten, die bis gegen 22 Uhr dauern sollen, verwendet. Leider gibt es keine Umleitungsmöglichkeit, zudem habe ich mein Hotel in Amsterdam schon ohne Annullierungsmöglichkeit gebucht.

Auf dem Bahnhofsplatz wo die Bahnersatzbusse fahren sollten herrscht ein riesiges Chaos. Teilweise warten weit über 1’000 gestrandete Reisende auf ihren Weitertransport. Über ein Dutzend kundenlenkende Einsatzkräfte und regionale Chefs der niederländischen Staatsbahn stehen in ihren Leuchtwesten herum und wissen offenbar nicht was tun. Jede Minute kommen neue Busse aus Zwolle an, die ‚entladen‘ und dann auf eine Leerrunde weggeschickt werden. Ich zähle bis zu 8 auf den Belad wartende Busse mit geschlossenen Türen. Überall stehen Reisende herum und möchten nur möglichst schnell nach Hause. Die Einsatzkräfte der NS agieren jeder für sich, die Busfahrer verwerfen die Hände. Immer mehr offizielle und freie ‘Taxifahrer’ stehen da und wittern ein gutes Geschäft. Das ’Beladen’ eines einzigen Busses dauert teils über 5 Minuten, weil nicht gezählt wird wieviele Reisende schon in einen Bus eingestiegen sind bzw wieviele freie Plätze es im Bus noch hat. Erst nach über 90 Minuten nach meiner Ankunft hier (der Bahnersatzverkehr lief aber schon 2 Stunden früher an) sind Absperrbänder gezogen und das Ganze läuft in einigermassen geordneten Bahnen.

Aber noch immer läuft das ‘Verladen‘ der gestrandeten Bahnreisenden chaotisch und dauert auch in meinem Fall über 5 Minuten. 2 Dutzend Pax werden reingelassen. Es kommt ein Kundenlenker in den Bus und kontrolliert ob noch Plätze frei sind. Er lässt weitere 24 Reisende einsteigen. Ein weiterer Kundenlenker kommt jetzt in den Bus und zählt die freien Sitzplätze. Die restliche Anzahl Reisende wird reingelassen. Ein 3. Mal wird kontrolliert, 1 Reisender zuviel ist im Bus und muss nun wieder aussteigen und sein Gepäck wird wieder aus dem Gepäckraum rausgesucht, völlig chaotisch! 25 Minuten Busreise bis Zwolle. Die Busfahrer fahren verschiedene Entladeorte am Bahnhof an.

Auch hier sind überforderte Kundenlenker im Einsatz.

Wir werden aufgefordert einem KuLe zu folgen. Ich folge einem ersten Vorausläufer in Warnweste. Der Zug ist aber schon übervoll. Also wieder runter in die Unterführung und zum nächsten Zug.

Da passt aber auch nicht mehr unsere ganze Busladung rein. Beim 3. Anlauf klappt es endlich.

Über 150 Minuten verspätet treffe ich irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr in Amsterdam ein.

Es nieselt, ist aber erstaunlich mild. Zum Glück habe ich ein Hotelzimmer ganz in der Nähe gebucht. 135 Euro für ein 4-Bettzimmer für mich alleine. Bin ko! Lege mich sofort schlafen.

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