Der schöne Schnee ist über Nacht verschwunden. Das Thermometer ist gegenüber gestern Abend und mehr als 10 Grad angestiegen.
Chaos pur am ersten Arbeitstag nach dem Fahrplanwechsel bei der DB. Seit dem frühen Morgen verkehren gemäss Radio/TV/Internet offenbar die wenigsten Züge im vorgesehenen Fahrplan.
Henusode ich geniesse vorerst mal ein währschaftes Frühstück, beantworte Mails und lese Zeitungen. Nach dem Packen spaziere ich nochmals gemütlich im Graben
und durch die Altstadt
und zum Hauptbahnhof.
Mein ICE 588 soll 12.33 abfahren und Hamburg um 16.53 erreichen, ich habe einen reservierten Sitzplatz. Der elektronische Reiseplan gibt jetzt 20 Minuten Verspätung an. 2 Minuten nach der offiziellen Abfahrtszeit werden neu 40 Minuten und fehlender Zugteil angezeigt. Ich erkundige mich bei den Informationsbeamten. Der Zugteil nach Bremen soll fehlen, die Verspätung sei etwas mehr als 30 Minuten bei der Ankunft. Also gehe ich doch langsam auf den Bahnsteig.
Viele Leute, 3 verspätete Züge am gleichen Bahnsteig. Endlich fährt mein Zug ein und mit 50 Minuten Verspätung auch endlich ab. Ich sitze auf meinem gebuchten Sitzplatz, viele Reisende auch der ersten Klasse müssen stehen.
Vor Fürth, nach kaum 6 Kilometern Fahrt stehen wir wegen einer Stellwerkstörung während 11 Minuten da. Kaum weitergefahren, hören wir die Zugchefin am Lautsprecher “unser Zug hat jetzt eine Verspätung von einer Stunde und drei Minuten. Ich werde jetzt vorbeikommen und Ihnen das Formular für Ihre Fahrgastrechte und Rückerstattung von 25% ihres Fahrpreises (im Falle von Verspätungen von mehr als einer Stunde) abgeben“.
In Emskirchen stehen wir auf der neuen Brücke. Hinter Neustadt Aisch beschleunigt der Zug endlich, bremst aber bei der Überquerung des Mains schon wieder stark ab. Ich erhalte mein vorgestempeltes Formular. 7 Minuten vor Ankunft in Würzburg erfolgt die nächste Ansage: “Unser Zug verkehrt momentan mit 75 Minuten Verspätung und wird deshalb in Fulda enden. Sie haben aber bereits in Würzburg die Möglichkeit auf den direkt hinter uns verkehrenden ICE 788 (den offiziell 1 Stunde hinter unserem Zug verkehrenden Taktzug) umzusteigen. Ich bleibe sitzen, die Hälfte der Reisenden steigt aus. Für die nächste halb Stundestehen nun genügend Sotzplätze für alle Reisenden zur Verfügung. Chaotische Ansagen für möglich Anschlusszüge in Fulda “… Anschluss zu einem ersten ICE nach Bremen, Abfahrt gemäss Plan um 15.15, heute voraussichtlich um 15.24 von Gleis 7, …..“
Um 15 Uhr erreichen wir mit nurmehr 59 Minuten Verspätung Fulda. Die Zugchefin hat sich aus dem Staub gemacht. Viele Reisende wissen nicht mehr wie weiter. Ich fungiere, ich weiss nicht warum, plötzlich als Auskunftsbeamter.
15.20 kann ich in den nunmehr auch schon 17 Minuten verspäteten Nachfolge-InterCityExpress einsteigen. Ich werde zum Ruhewagen verwiesen, Zugpersonal verweist auf die angesichts der vielen Stehplätze aufgehobene Ruhenotwendigkeit. Liebe Mitreisende halten mir ungefragt einen Platz frei. Danke! Schöne Diskussion über Deutschland und seine Eisenbahn, über die Privatisierung von Konzern-Gewinnen und die Verstaatlichung von Verlustgeschäften und über viel anderes, bis wir von Reisenden darauf hingewiesen werden, wir befänden uns in einem Psssst-(Ruhe-)Wagen.
Leise gehen unsere Diskussionen weiter. Längst ist es draussen dunkel. Tolle Diskussionen über Apples iWatch, das Telefonieren mittels der Uhr am Handgelenk, über iPhone und iPad. Eine über 80 Jahre junggebliebene Frau möchte sich so ein futuristisches Ding kaufen.
Unterdessen ist die Landschaft wieder weiss geworden. 18.29 erreicht unser Zug den Hamburger Hauptbahnhof, 1 Stunde und 36 Minuten nach der ursprünglich geplanten und gebuchten Reise.
Ich wandere 800 Meter weit in Sankt Georg Quartier. Habe hier im Boutique 072 Hotel, einem alten Gewerbeblock ein Zimmer gebucht. Kalte unvollständige Zimmer-Einrichtung – ist das Boutquestyle? Arroganter 2. generationen Türke (ich bin Deutscher!) der kaum einen ganzen Satz auf deutsch, geschweige denn in einer anderen europäischen Sprache sagen kann, am Empfang. Henusode.
Bin müde, schlafe auf dem Zimmer kurzum ein und erwache erst nach 22 Uhr. Die Zimmer sind extrem leichthörig: Türen knallen, ein leises Räuspern, jedes Telefongespräch, Alles ist aufs Wort genau zu hören.
Zeit für Lektüre, Tagebuch, letzte Früchte und ein paar Minuten TV.
Eine Wonne, deine ausführlichen Berichte zu lesen. Mit vorweihnachtlichem Gruess Robi
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