15.05.2017, wir verlassen den Süden

Auf gut ausgebauten Strassen fahren wir zur Stadt Cagliari hinaus, 60 Kilometer Richtung Norden nach Mandas. Kaffeepause. Anschliessend 5 Fussminuten zum Bahnhof wo uns unzählige Bahnangestellte und  2 Dieselschienenbusse erwarten. 

Nach einer kurzen, aber doch alles Wichtige umfassenden Besichtigung des vorläufigen Endpunkts dieser schmalspurigen Eisenbahnstrecke, fahren wir um 10.30 Uhr mit dem ersten Schienenbus los. Eine halbe Stunde hinter unserem Zug wird der 2. Zug losfahren. Die Triebwagen werden aus welchen Gründen auch immer nicht gekuppelt gefahren. Die Bahnstrecke ist leider nicht mehr regelmässig befahren, sondern wird momentan nur für den Touristenverkehr mit Extrazügen offen gehalten. Obwohl die Strecke ungesichert befahren wird, müssen aufeinanderfolgende Züge, bestimmte, grössere Abstände einhalten. Das Verkehren von 2 Zügen hintereinander, wird wie auch teils noch bei unseren Bergbahnen, mittels grünem Signal am 1. Fahrzeug angezeigt. An den Wichtigen Strassenübergängen sind deshalb auch keine Wärter mehr sichtbar, dafür wird jeder der Züge, je  von 2 Mitarbeitenden im Auto begleitet, die jeweils wichtige Strassenpassagen mit Ketten sichern!

Wir reisen nun durch die Monti del Gennargentu, eine abwechslungsreiche, wild zerklüftete Gebirgswelt, wohl einzigartig in Italien: Steil bergauf und ebenso bergab, über Pässe und durch Schluchten, Bogenbrücken, Viadukte, hohe Dämme. Steine auf den Schienen die einen kleineren Schaden verursachen, halbverwilderte Mutterkühe, die in Panik und verfolgt von ihren Kälber in Tunnel rennen und kilometerweit vor dem Zug hertraben, da es für sie keinen Fluchtweg abseits der Schienen zu geben scheint, Wildtiere. Fotohalte an Bahnhöfen und einfachen Betriebspunkten. 

12.30 erreichen wir Betilli: Bahnsteig, eine Weiche mit Stumpengleis, ein verwaistes Bahnhofsgebäude, einen mit Andreaskreuz gesicherten Übergang. Mittagspause, knappe 3 Fussminuten unterhalb gibt es ein Hotel mit Gaststätte „Borgo dei Carbonai“ (http://borgocarbonai.oneminutesite.it/). Ein edles Haus mitten in der Pampa, umgeben von endlos scheinenden Wäldern. Das nächste bewohnte Haus liegt mindestens eine halbe Stunde weiter weg.

Was uns in den nächsten 150 Minuten Alles an sardischen Spezialiäten aufgetischt wird, kann ich hier nicht nennen und Fotos zu machen habe ich vergessen. Wir können kaum Mass halten. Leider müssen wir um 15 Uhr mit knapp 50 Minuten Verspätung weiterfahren. Kurz vor 16 Uhr erreichen wir Seui. 

Die Strassen sind gemäss Reiseleiterin zu eng für unsere kleinen Busse (sind es aber nicht für grosse Touristenbusse). So marschieren wir halt eben zum Dorfeingang und fahren erst dann mit dem Bus weiter.

Leider wird unser Bus auf diesem letzten, äusserst interessanten Streckenabschnitt nur von der seit 40 Jahren hier auf Sardinien wohnenden schweizerischen Reiseleiterin Uschi/Ursula begleitet. Diese Frau diskutiert/schäkert lieber mit dem Fahrer anstatt uns Besuchern etwas mehr über die vorbeiziehende Landschaft (Monte Mela, Punta Tagliaferiu, Höhlen und Grotten, usw), die interessanten Orte (Ussussai, Gairo Taquisara, wo kurz zuvor die Eisenbahn die Strasse quert, Gairo S.Elena, usw), die markanten Landpunkte (Monte Arqueri, uam) zu erzählen. 

Nach etwas über einer Stunde Busreise frage ich die Frau nach einem Toilettenstopp – keine Chance, nein das kommt nicht in Frage meint sie. 

Plötzlich will sie uns aber Wein verkaufen und bestimmt einfach so einen anderen als den vorgesehenen Reiseweg zu fahren (ob sie wohl an ihre Reiseleiter-Provisionen denkt?!). Anstatt wie vorgesehen über Lanusei zu fahren, weist sie den Fahrer gnadenlos an nach Ulassai – Jerzu zu fahren. 

Auch am Kunstbahnhof, einem alten Bahnhof der ehemaligen Lokalbahn müssen wir ohne kürzesten Halt durchfahren. Ich mache diese überhebliche Schweizerin mehrmals auf meine übervolle Blase aufmerksam. Das kümmert sie nicht, ebenso dass wir gemäss Reiseprogramm erst am übernächsten Tag über Ulassai fahren würden. Auch auf Sehenswürdigkeiten auf der Panoramastrasse über Lanusei mache ich aufmerksam. Keine Chance, Sie wischt mich gnadenlos beiseite, will lieber mit dem Busfahrer drauflos quatschen und ihm ihre langweiligen Geschichten erzählen. 

Die Blasenschmerzen werden immer stärker, so dass ich nicht schlecht Lust hätte, mich in der Handtasche dieser Möchtegern-Reiseleiterin zu entleeren, sie anzupi…n! 

Nach über 160 Minuten Busreise ununterbrochener Fahrt erreichen wir endlich das Hotel La Bitta am Strand in Arbatax, wo wir 2 Nächte bleiben werden!

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