Der Tag beginnt so schön, mit blauem Himmel, Sonne, Vogelgezwitscher. Leider bringen ein paar Verblendete, von falschen Korangelehrten in die Irre geführte Menschen, Tod, körperliche und seelische Wunden, Wut und Traumata ins Land.
Beim Frühstück lese ich die Nachricht.
Nun weiss ich, warum seit ein paar Minuten endlose Polizeisirenen Alles andere übertönen.10.15 zum Bahnhof, überall stehen schwerbewaffnete Polizisten und Soldaten, die Waffen im Anschlag, den Finger in der Nähe des Abzugs. Das Land hat sich verändert. Sobald irgendwo eine Tasche auch nur für 30 Sekunden herumsteht, rennen Polizisten heran. Gruppen von zusammenstehenden Reisenden werden auseinandergescheucht, Sicherheitskräfte durchsuchen Abfalleimer, kein Zug von denen die noch fahren, fährt auf dem geplanten Gleis. Immer wieder werden Züge geräumt, Reisende evakuiert, Chaos überall.
Auch mein Intercity Richtung Holland fährt auf einem anderen Gleis, jeder Zug der fährt und nicht ausfällt, fährt auf einem anderen Gleis, totales Chaos! 10.45 ab Antwerpen, Gleis 23. Nervosität bei Personalen.
11.10 in Roosendaal, dem Systemwechselbahnhof zwischen belgischer und niederländischer Eisenbahn. Aus dem vorgesehenen Aufenthalt von 3 Minuten werden 7 Minuten. Dann erfolgt in Holländisch und später auch in Englisch die Durchsage: „Die Polizei hat die Weiterfahrt dieses Zuges aus Brüssel verweigert. Der Zug wird evakuiert. Ein Intercity Richtung Amsterdam verkehrt um 11.40 ab Gleis 4 ganz vorne. bitte alle rasch aussteigen“.
Auch hier in Roosendaal Panik und Ängstlichkeit unter Reisenden, viele Sicherheitskräfte auf den Bahnsteigen. Ich setze mich auf eine zügige Sitzbank und geniesse, dass ich lebe. Eine Stunde später als ursprünglich beabsichtigt
reise ich weiter, hier auf der Brücke über den Hollandsche Dieep. Rotterdam Blaak steige ich aus, besichtige den Bahnhof, die Würfelhäuser,
schaue dem Treiben auf dem Frühlingsmarkt zu, laufe in eine riesige Markthalle und
komme aus dem Staunen kaum heraus. Durch ‚endlose‘ Fussgängerpassagen,
Wohn- und Geschäftsviertel wandere ich nach
Rotterdams Centraal Station, die auch neu entstanden ist.
Mit einem RE fahre ich um 14.45 nach Barendrecht. Die Schneise die von der Bahn durch dieses Dorf gezogen wurde, will ich mir Morgen noch genauer anschauen.
Ich will nun zur Schouw 31 wandern, wo Nellje, Riekje und Wim wohnen. Ich freue mich, sie alle wiederzusehen. Per Zufall treffe ich Riekje, die eine musizierende Freundin am Bahnhof abholt. So komme ich um den Spaziergang herum und werde durchs Dorf gefahren und anschliessend noch mit klassischer Musik von Clara Schumann für Klavier, Violine und Violoncello verwöhnt.
Ich geniesse das Wiedersehen, die Gastfreundschaft, die tollen Gespräche,
das gute Essen: Überbackene Keukenmeidenverdriet mit luie huisvrouwen aardappelen. Härzleche Dank!
Wiederum denke ich an die vielen unschuldigen Ermordeten und die Hunderte von Verletzten die keinem einzigen der von Allah nun hoffentlich verdammten und ins Fegefeuer gesteckten Attentätern je etwas Schlechtes getan haben.
je suis Bruxelles