19.09.2015, Schweden ade – wir fahren zur See

Unsere schwedischen Freunde haben in der vergangenen Nacht noch einmal eine absolute Spitzenleistung gebracht. Unser Zug fuhr so ruhig und sanft, dass ich wie ein Murmeltier schlafen konnte. Seit den frühen Morgenstunden standen wir in Ystad.

Kurz nach 8 werde ich von der rufenden Rosalia unsanft aus meinen Träumen geholt. Entgegen unseren Planungen, Brunch ab 08.30 – 10 Uhr, sollen wir den Zug schon um 09.30 Uhr verlassen haben. Also ruft Rosalia zum sofortigen Frühstück.

Green Cargo, die ehemals staatliche schwedische Güterbahn, die hier in Ystad als Unterakkordantin der polnischen PKP Logistics fungiert, hält sich nicht an getroffene Vereinbarungen;

Da ist es wahrlich kein Wunder, dass immer mehr Transporte auf der Strasse abgewickelt werden!!! 

Nach dem gemeinsamen letzten Frühstück verabschieden wir uns von Henrik, dem schwedischen Gesamtprojektleiter, Jan dem Lokführer und Manager auf der Schiene und Johann unserem Begleiter.

Es war eine tolle Zeit mit Euch liebe Kollegen und Freunde!!!!

Herzlichen Dank!

Die meisten Reiseteilnehmenden haben sich von der königlichen Marschmusik verführen lassen und treiben sich in Ystad herum.

Ich hingegen beobachte derweil den Rangierbetrieb und den Schiffsverkehr. Unsere Fähre, auch auf der Überfahrt nach Polen dürfen wir wiederum nicht mit der Cargofähre übersetzen, liegt seit mehreren Stunden im Hafen. 

Um 10.45 fährt die Cargofähre ein. Ein einzelner 4-achsiger Güterwagen wird entladen. Die sprichwörtliche Unzuverlässlichkeit der Polnischen Cargoleute und deren immer noch staatlich kompliziertes Geschäftsgebahren haben das Geschäft auf dieser Achse total kaputt gemacht. Trotz grosser Umwege und viel höheren Gebühren rollt der meiste Güterverkehr heutzutage über westliche Fährrouten, sowie über Brücken und Tunnels von und nach Schweden.

Ab 11.15 erfolgt der Verlad unserer Lok und Wagen. Hbis, Krokodil und Salonwagen werden auf das rechte Gleis, der WR und die 3 Liegewagen auf das linke äussere Gleis der Fähre verladen.  

   
    
  
Um 12 treffen wir alle uns im Fährterminal, wo Walter Hofstetter die Tickets verteilt. Kurz darauf können wir an Bord.

Auf dem obersten Sonnendeck geniesse ich bis zur Abfahrtszeit, um 14.30 Uhr, ein Sonnenbad und einen mittäglichen Schönheitsschlaf. 

  

Kaum losgefahren, kühlt der Wind, dräuen dunkle Wolken am Himmel und alsbald peitscht Regen übers Deck.

Wir sitzen unterdessen im Salon auf Deck 5, diskutieren, spielen Karten und-oder erholen uns  

  

Schon nach der halben Fahreit können wir im Westen die Insel Rügen und deren Kreidefelsen ausmachen. 

Für 18 Uhr hat uns Walter Hofstetter zum Abendessen ins Schiffssteakhouse eingeladen, danke Walter! 

Gut verpflegt treffen wir in der ersten Nachtstunde in Swinouscié ein.  



Das Schiff braucht geraume Zeit bis es an seinem Liegeplatz liegt und wir über endlos scheinende Gangways ins Hafenterminal laufen können.

Nun heisst es warten, nein nicht ‚warten auf Godot‘, der Dramatiker Samuel Beckett weilt nicht mehr unter uns.

5 Stunden oder mehr müssen wir auf das Krokodil und alle seine menschlichen und materiellen Anhängsel warten.

Mit der Fähre fahren wir also über den Bach in die Stadt rein, spazieren durch die menschenleere Fussgängerzone und lassen uns in einem Musik-und-Bierpub nieder. Hier geniessen wir aromatische Biere und feine Mixdrinks, gepaart mit Diskussionen.

Mit der Fähre um 23.40 fahren wir zurück zum Bahnhof. Fast gleichzeitig fährt die Cargofähre in die Swina und den Hafen ein und wird am Eisenbahnterminal vertäut. Nun heisst es neuerdings warten.

Zuerst werden natürlich die LKW entladen, deren Kapitäne und Könige der Landstrasse, allesamt Terminware geladen haben (hahahaha).

Die Eisenbahn pressiert nicht so, denn da fahren nur Touristen und andere Verrückte mit oder werden Massengüter transportiert.

Endlich, irgendwann nach 1 Uhr rangiert eine Cargodiesellok unsere Lok und die 6 Begleitwagen.

Leider wurde beim Entlad trotz allen Anweisungen die Reihenfolge nicht eingehalten, also muss erneut rangiert werden, bevor der Zug zum Trinkwassern geleitet und anschliessend von PKP InterCity übernommen wird.  

  
Unterdessen ist auch das Zug und Lokpersonal eingetroffen.

Wie er es vorausgesagt hatte, ist auch Piotr der polnische Oberlokführer der Hinfahrt, mit von der Partie. Zusammen mit seinem Kollegen wird er uns nach Posen fahren. Er lädt mich ein, am nächsten Morgen ab 7 Uhr auf der Lok mitzufahren. Da ich schon mitgefahren bin, schlage ich vor, andere Bahnaffine Mitreisende in den Führerstand einzuladen. Bis zu 3 Fahrgäste sollen gleichzeitig mitfahren können, das ist super und löst bei den Vorinformierten doch etwas Freude aus. 

Gegen 3 Uhr ins Bett, irgendetwas hat mich in den linken und den rechten Innenfuss gestochen oder mich verletzt. Ich sehe zwar keine offene Wunden, leide aber an furchtbaren Krämpfen und gegen Morgen an höllischen, wellenförmig auftretenden Schmerzen. 

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