14.09.2015-15.09.2015, Einlösung des Versprechens vom 2.9.15

Die Fahrtage am vergangenen Wochenende waren ein enormer Erfolg. Das Krokodil läuft, trotz der grossen Distanzen die bisher zurückgelegt wurden, regelmässiger denn je.
Jetzt ist die Zeit gekommen, mein Versprechen (wenn ihr das Krokodilheil nach Schweden bringt, dann fahre ich mit dem Krokodilzug heimwärts in die Schweiz) vom 2.9.15 einzulösen.

Ein Bus der Linie 3 bringt mich um 20.30 zum Eisenbahnmuseum. 

Etwas ist jedoch anders als in den vergangenen Tagen. Die Stimmung ist irgendwie gedrückt: Triebstangenlagerschaden! 

Seit ein paar Stunden sind unsere Lokführer unter der Leitung von Daniel Maurer zusammen mit den Schweden an der Reparatur. 1 Team, als würden sie seit Jahr und Tag zusammen arbeiten

  

  

 Interessante Einblicke in die Arbeitsweise in diesem Depot, in dem schwere Maschinen fehlen. Es wird gedrückt, ausgedreht, eingepresst, das Ganze passend gemacht. 

Die Männer tun ihr Möglichstes damit wir rechtzeitig fahren können.

Irgendwann, kurz vor Mitternacht rollt unsere Lok, die neben einer noch älteren Dampflokomotive repariert wurde

dank der Hilfe von einem, liebevoll Dackel genannten, Rangiertraktor  

 zum Rundlokschuppen raus und wird an die Spitze unseres Zuges gesetzt. Mit 1-2 Bieren beruhigen wir uns, bevor ich gegen 1 Uhr schlafen gehe.

15.9.15

kurz nach 6 Uhr erwache ich und habe Mühe mich richtig zu orientieren. Dabei wäre es doch ganz einfach, stehen wir doch mitten im ehemaligen Güterbahnhof Hagalund, heute ein moderner Zugbereitstellungsbahnhof, ein paar Kilometer nördlich von Stockholm C. 

Gemütliches Frühstück, bevor wir uns bereit machen für den Halbtagesausflug nach Stockholm. 
09.30 fahren uns wackere, schwedische Eisenbahner mit ihrer Lok und unserem Salonwagen zum Hauptbahnhof. 


Während die anderen ins Stadtzentrum gehen, geniesse ich zusammen mit Christian Zellweger, unserem Hofberichterstatter, einen Kaffee und und eine kurzweilige Diskussionen. Christian wird zusammen mit seinem schwedischen Kollegen während den kommenden zwei Tagen, den Zug im Auto begleiten und Fotos aus einem neuen Blickwinkel schiessen. 

Gegen Mittag spaziere ich noch kurz durch die Stadt und mache ein paar Besorgungen in einem Âhlens bevor ich zum Bahnhof wandere um den Zug ja nicht zu verpassen.

12.50 am Bahnhof,auf Gleis 10 soll unser Zug nächstens einfahren, aber etwas kann nicht stimmen, der Bahnsteig ist voll von Leuten, dichgedrängt stehen sie da und warten auf ihren Zug.  



Ich brauche ein paar Sekunden bis ich aus den Gesprächen entnehmen kann, dass alle freudig erregt auf das Krokodil warten. Dieser Hype ist kaum zu begreifen! Wie ist es möglich, dass an einem normalen Dienstag Mittag um 13 Uhr so viele Hunderte SchwedInnen, Familien mit Kindern, ältere und jüngere Semester auf eine 90-jährige Elektrolokomotive aus der fernen Schweiz warten?! 


Als der Zug mit den 15 Wagen mit 15 Minuten Verspätung endlich einfährt, kommt es auf dem Perron zu einem unbeschreiblichen Gedränke und Geschubse. Ich schaffe es kaum an der Lok vorbei zum ersten Wagen zu gelangen und einzusteigen. 



Das Ausfahrtsignal steht längst auf Fahrt, noch immer turnen die Menschen an den Haltestangen der Loks herum, fotografieren wild drau los, besteigen gar Signalmasten um den Zug fotografieren zu können. 

Auf der 2-gleisigen Strecke Richtung Süden herrscht eigentlich ein striktes Fahrregime. Dieses gerät nun aber endgültig durcheinander! Überall an Signalen und Masten, Zäunen und Absperrgittern plangen Menschen geduldig auf unsere Vorbeifahrt. Auf dem Gleisnebenan sollte uns eine S-Bahn mit grüner Welle überholen. Der Lokführer hat aber angehalten und fotografiert unseren Zug. 

So etwas habe ich noch nie in meinem reichhaltigen Leben gesehen!!! 

   An allen Bahnhöfen und entlang der Strecke auf der nun zu befahrenden alten Stammbahn nach Södertälje Hamn – Nyköbing und weiter warten hunderte von Menschen darauf, einen Blick auf unseren Zug bzw unsere Lok zu erhaschen. Dort wo wir anhalten, rennen Leute herbei, fahren Auto und Wohnmobile vor, sind die Bahnsteige kurzum ülatschevoll von freudig erregten Menschen, total verrückt. 

   
Darob geht schier die schöne Natur, auf dieser nur noch für den Vorortsverkehr genutzten Bahnstrecke, vergessen.


In Södertälje Hamn wird unsere Reise jäh unterbrochen. Einem Fahrdienstleiter der um 14 Uhr seinen Dienst angetreten hat, fehlt ein Stempel auf unserer Extrazugsanordnung. Die Originalanordnung wurde offenbar vom Fahrdienstleiter, der Dienstschluss hatte mitgenommen. Also müssen wir über eine Stunde lang warten, bevor wir endlich weiterfahren können. 

 
In Vagnhärad einem 2-gleisigen Landbahnhof, wir haben unterdessen über 90 Minuten Verspätung, müssen wir wegen Kreuzungen und Überholungen einen weiteren längeren Aufenthalt in Kauf nehmen, kommen dadurch aber, neben der Möglichkeit schöne Fotos zu schiessen, in den Genuss einer Besichtigung des königlichen Wartesaals. 

         Zwischen Nyköping (18.25) und Norrköping bzw kurz vor Åby führt die Strecke während ein paar Kilometern entlang einem Fjord. Hier in Getå passierte am 1.10.1918 das bis Dato schwerste Eisenbahnunglück in Schweden. An dieser Stelle rollen wir nun nach dem Abendessen bzw vor dem Dessert, beim letzten Licht des Tages entlang. Peter Pfeiffer, der Reiseleiter bittet die Gäste in den Salonwagen, löscht dessen Licht. So können wir die einmalige Abendstimmung geniessen und gleichzeitig der 42 Toten aufgrund eines „harmlosen“ Erdrutschs gedenken.

Kurz darauf in Norrköping wird unser Zug von mehreren hundert Menschen erwartet, die während der Einfahrt neben her rennen, um ja den mühsam hergestellten Kontakt zum Krokodil nicht zu verlieren. Aufgrund der Länge unseres Zugs, müssen die beiden Lokomotiven, an der Spitze unser Krokodil Ce 6/8 14305 und als Unterstützerin die schwedische Rc1 1007, über das Ausfahrsignal hinaus in die Dunkelheit fahren. Die Fans rennen mit und schiessen ihre Fotos in absoluter Dunkelheit, überwältigende Situationen! 

  

In Mjölby, wo wir einen Teil der Nacht schlafen werden, betankt um 23.23 Uhr die örtliche Feuerwehr unsere Wagen noch mit frischem Wasser. Nun sollte das Frühstück und vorher der nächtliche WC-Besuch definitiv kein Problem mehr darstellen.

 

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