27.03.2023, 1-tägige Schienenkreuzfahrt

Herr Winter will es noch einmal versuchen, Frau Holle hat aber zu wenig Kraft um im Dorf zu landen.

Endlich kann ich trotz recht früher Morgenstund, 7 Uhr ist knapp vorbei, wieder bei Tageslicht das Haus verlassen. Noch 1 letzte Woche Bahnersatz, bevor wieder ein Zug zwischen Meiringen und Interlaken Ost fährt.

Der Brienzersee ist noch immer aufgewühlt vom Sturm der letzten Nacht. Hoher Wellengang, Sturmwarnungen an den Uferländten, sprich Blinken in rascher Abfolge.

T08.22 erreiche ich Bern. Oha lätz, meine Mitreisenden aus zürcherischen Landen, werden wegen gesperrter Neubaustrecke mit grösserer Verspätung in Bern eintreffen. Ein falscher Brandalarm in einem Tunnel soll hierfür verantwortlich sein. Henusode.

Endlich treffen die Freunde ein und wir können unsere Reise mit einem späteren, als dem geplanten Zug, fortsetzen. Um 9:40 Uhr überfahren wie die Saane auf dem Grandfey-Viadukt.

Die doppelstöckige Brücke ist meines Erachtens eines der schönsten Bauwerke der schweizerischen Brückenbaukunst. Sie bildet hier auch die Sprachgrenze und somit den schweizerischen Röstigraben.

Foto aus der Region von Schmitten,
von Peter Gauer oder seinem Ehegatten Rino Vaccaro (PRGV)

Anders als ursprünglich geplant müssen wir jetzt in Fribourg umsteigen.

Kurzer Spaziergang durch den Bahnhof mit Ausschau nach neuen, noch ungesehenen Sehenswürdigkeiten, …

Hohes Wandgemälde in der Halle des Bahnhofs Fribourg
Das unvollendete Turm der Kathedrale zu Fribourg im Üechtland.

… bevor wir um 10.04 Uhr in einem neu bis …

Dunkle Wolken am Himmel
Romont
Kirche in Vuisternens-devianterem-Romont
Neues Perrondach von Bulle
Ausblick ins Greyerzerland
Erneut überqueren wir eingangs Broc die Saane

… Broc-Village durchgebundenen RegioExpress weiter fahren.

Foto PRGV
Foto PRGV

Die Bauarbeiten inklusive die Umspung und die bis Ende 2023 vorzunehmenden Anpassungen an das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) auf diesem letzten Teilstück der ehemals schmalspurigen Strecke zwischen Bulle und Broc-Fabrique sind noch nicht abgeschlossen.

Foto PRGV

Nach einem knapp zehnminütigen Aufenthalt fährt der Zug wieder zurück, in Richtung Bulle – Bern.

Nur kurz währt der Ausblick aufs Schloss und das Städtchen Gruyère bzw Greyerz. Etwas näher kann die sehenswerte Stadt in meinem Reisebericht vom 22.08.2020 gesehen werden.

Ist das die Aussicht, die sich Reisende der 1. Klasse wünschen? Der Umbau der NPZ zu neuzeitlicheren Domino ging da gründlich schief! Was sind das für schweizerische, an Touristen denkende Eisenbahnfahrzeugdesigner, die so einen Kack kreieren?

Bereits am am ersten Haltebahnhof, in Bulle, steigen wir aus bzw auf die Schmalspurbahn Richtung Palézieux um.

Foto PRGV

Genussvolle Reise durch das freiburgischen Voralpenland. 25 Minuten nach der Abfahrt steigen wir im neu erbauten Bahnhof Châtel-St-Denis.

Dieser Bahnhof wurde auf einem neuen Viadukt gebaut. Er ersetzt den vorherigen Sack-Bahnhof von Châtel-St-Denis, der an die früher durchgehende und 1969 stillgelegte Bahnstrecke Richtung Vevey erinnerte.

Wenigen Minuten später geht unsere Reise, nun also während 30 Minuten leider mit minderem Komfort, aber auf Gummirädern, Richtung Vivis/Viviscus, heute besser bekannt als Vevey.

Foto PRGV

Zuerst kaum spürbar, dann aber immer steiler führt die Strasse dem Genfersee entgegen. Immerhin sind es um die 400 Höhenmeter die wir verlieren müssen.

Foto PRGV

Die Umsteigeverhältnisse in Vevey sind recht kompliziert und die Wege lang. So erreichen wir den geplanten Anschlusszug nach Montreux – Aigle nicht mehr. Erneute Reiseplan-Änderung.

Genussvolle, Fotografen animierende Reise entlang dem Genfersee.

Rechts ist kurz und knapp Schloss Chillon zu sehen; Foto PRGV

Nach einem weiteren Aufenthalt in Aigle, in meiner Kindheit noch bekannt als Älen, mit Umsteigen auf die schmalspurige Adhäsions- und Zahnradbahn AOMC / TPC ….

Foto PRGV
Foto PRGV

…. erreichen wir Monthey-Ville schliesslich nach 13 Uhr.

Wenn wir jetzt direkt weiter fahren würden, so wären wir wieder im ursprünglichen Reiseplan.

Die Männer sind aber schon seit Aigle zunehmend gnietig (1. ermüdend, mühsam, beschwerlich von Zuständen bzw 2. verdriesslich, verärgert, sauer usw. von Personen) geworden, haben scheins Hunger – also kehren wir, da das ehemalige Bahnhofbuffet wahrscheinlich noch immer geschlossen ist, direkt beim Stadtbahnhof in ein japanisches Restaurant Pinseria ein und essen ein Mittagsmenü.

Kurz nach halb 3 nachmittags fahren wir in einem Bus vom Stadtbahnhof zum SBB Bahnhof. Hier sehen wir erste zögerliche Vorarbeiten für den seit bereits über 15 Jahren geplanten, neuen Bahnhof Monthey von SBB und AOMC.

Nach kurzer Zeit Wartezeit reisen wir in einem Regio der RegionAlps auf der sogenannten Tonkin-Linie weiter nach Saint-Maurice. Bereits nach 7 Minuten Reisezeit steigen wir erneut um, in einen RegioExpress nach Annemasse.

Foto PRGV
Empfangsgebäude des Bahnhofs Saint-Maurice; Foto PRGV

Nein, Frankreich lassen wir heute links liegen.

Wir steigen schon nach 10 Minuten Reisedauer in Aigle wieder aus beziehungsweise um. Eine knappe Viertelstunde später fahren wir wiederum in einem grünen Zug der Schmalspurbahn TPC / ASD nach Le Sépey und Les Diablerets.

Diese 50-minütige Reise mit der einmaligen Schmalspurbahn liebe ich immer wieder sehr! Ein leider schon längst verstorbener Onkel meiner Mutter war kurze Zeit Direktor dieser Eisenbahn. Ich erinnere mich immer noch gerne an eine Inspektionsreise mit diesem Grossonkel. Extra für ihn, seine Frau bzw meine Grosstante und mich, ca 6-jährigen Eisenbahnbegeisterten Buben wurde ein Triebwagen mit mittigem Salonabteil bereitgestellt. Unterwegs hielten wir immer wieder an, der Onkel besichtigte Baustellen und sprach mit Bahnmeistern und Arbeitern.

Die Strecke führt ab Aigle als Strassenbahn durchs Städtchen zum Schloss und weiter durch die Weinberge in den Wald.

Schloss Älen bzw Château d’Aigle; Foto PRGV
Schloss Älen bzw Château d’Aigle; Foto CHHI
Ausblick ins Rhonetal; Foto PRGV
Foto PRGV
Foto PRGV

Während die Strasse und die Dörfer auf der rechten, sonnigen Nordseite des Tals liegen, wurde die Bahn auf der Südseite, links des tief eingeschnittenen Flusstals, des grossen Wassers, La Grande Eau gebaut.

In Les Planches, einem Keilbahnhof knapp 600 Meter über Aigle und ungefähr in der Mitte der Strecke, überqueren wir auf einer kombinierten Strasse-Schiene Brücke, knapp 100 Meter über dem grossen Wasser, das Tal und halten in Le Sépey an.

Nachdem der Lokführer den Führerstand gewechselt und eine kurze Pause gemacht. Mhat, fahren wir wieder zurück nach Les Planches. Auf dem anderen Schenkel des Keils rollen wir, nur noch knappe 150 Höhenmeter steigend, weiter nach Les Diablerets.

Ein letzter Blick zurück in Richtung Le Sépey.

Ab ungefähr 1‘050 Metern über Meer ist die Landschaft durchgehend weiss, winterlich! Das müsste nun wirklich nicht sein, es ist aber dennoch schön.

Foto PRGV

Zwanzig nach vier beziehungsweise 16:20 Uhr erreichen wir unseren Endbahnhof im Wallis. 3 Minuten nach Ankunft sitzen wir bereits im abfahrenden Postauto über den Col du Pillon nach Gstaad.

Foto PRGV

Rino, der Ehemann von Peter, zaubert plötzlich ansehnliche Toblerone Schokoladen aus seinem Rucksack und überreicht jedem von uns so ein Ding. Herzlichen Dank du lieber Mann!

Du hebst schlagartig die träg-schläfrige Stimmung und vertreibst unsere Müdigkeit. Je höher der Postbus klettert, desto mehr Schnee liegt neben und bald auch auf der Strasse. Eine Viertelstunde nach der Abfahrt haben wir den Kulminationspunkt auf 1546 Metern über Meer erreicht.

5 Minuten Aufenthalt, wir bleiben aber sitzen, sind müde vom ganzen Tag und schmausen jetzt zuerst in Ruhe die Schokolade.

150 Höhenmeter unterhalb des Passes fahren wir endlich über die Kantonsgrenze in den Staat Bern.

Reusch, die erste Luftseilbahnstation hier, sah 1963 noch ganz anders aus:

Ich erinnere mich, dass 1963, ich war knapp 8-jährig, meinem Vater eines Tags telefoniert wurde, er möge doch bitte raschmöglichst in die Reusch kommen. Für die Eröffnungsfeierlichkeiten der Luftseilbahn von Reusch zur Oldenegg war ein Priester aus dem Welschland an den Ort eingeladen worden, es fehlte aber eine Vertetung der deutschsprachigen evangelisch-reformierten Landeskirche, ein Pfarrherr aus bernischen Landen.

Am Abend dieses Tages kam mein Vater reich beschenkt mit einem Stück zerschnittenem Eröffnungsband, Fotos, sowie Platten voller Hobelkäse, Trockenfleisch, Züpfe, Sannensenf und etlichen Flaschen Wein, sowie Traubensaft für uns Kinder nach Hause.

Schnee gibt es bis auf 1‘000 Metern über Meer. Das ganze Saanenland liegt unter einer weissen Decke.

Umsteigen in Gstaad auf die MOB. Der Rest der heutigen Reise findet wiederum auf der Schiene statt.

Der Schnee blendet und macht müde

Erneutes Umsteigen, von der Schmalspur auf die Normalspur in Zweisimmen, dem ersten Bahnhof im Grünen, im oberen Simmental.

Der erhoffte und eigentlich auch eröffnete Umspurbetrieb in Zweisimmen funktioniert noch nicht richtig. Immerhin fährt der Regio Express der BLS aber ab hier, ohne umsteigen zu müssen, direkt bis Bern.

Ich hingehen muss in Spiez, wo ich mich von den Freunden verabschiede, wie auch in Interlaken Ost noch einmal umsteigen, um dann aber als erster unserer kleinen Reisegruppe meinen Heimatbahnhof Brienz zu erreichen.

Es war mal wieder ein schöner Tag zusammen in einer Gruppe Gleichgesinnter. Danke liebe Männer!

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