
Sitze bereits kurz vor halb 8 beim Frühstück. Thea, die gute Seele am Buffet begrüsst mich fröhlich, ein liebenswürdige aufgestellte Frau! Wir habem miteinander gute Diskussionen um Gott, die heutige Kirche, insbesondere die Katholische und die Welt.
Eigentlich möchte ich um 09.03 aufs Poschi nach Zernez. das wird aber nichts, zudem ist hier auch noch Wochenmarkt. Also bezahle ich zuerst die Hostelrechnung, gehe dann zum Markt wo ich 17-monatigen Alpkäse und Trockenfleisch, sowie heisse Marroni kaufe.
Die Marronitüte fällt bald auseinander, zurück im Hostel, gibt mir Thea eine neue Tüte und hilft mit, ein paar dieser ersten Cheschtene der Saison zu vertilgen. Zusätzlich erhalte ich von ihr noch Brötli und Äpfel, das ist sehr lieb! Nach halb 11 fährt mich der Hotelier runter zum Bahnhof. Danke vielmals!


Die Abfahrtsstellen der Busse ab dem Bahnhof sind immer noch so unübersichtlich wie vor 20 Jahren, furchtbar.
11.03 Uhr fährt ein gut gefülltes Postauto ab Mals Bahnhof / Malles, stazione ab um in 90 Minuten über Müstair – Sta. Maria – Ofenpass den Bahnhof Zernez zu erreichen.
Ich habe Glück, ganz vorne ist noch ein Sitzplatz frei, neben einer älteren Dame. Sie ist zwar nicht hocherfreut, aber macht mir dennoch den Sitzplatz neben sich frei. Wunderschöne Reise durch die von den herbstlich gelb eingefärbten Lärchen verzauberte Landschaft.
Annäherung an Glurns und erste engere Ortsdurchfahrt.



Blick zurück nach Mals / Malle



Blick nach Taufers im Münstertal, letzte Ortschaft vor der Grenze zur Schweiz.

Nun sind wir in der Schweiz, in Müstair


Valchava

Fuldera


Il Rom

Fast hätte ich sie verpasst, die Einfahrt nach Tschierv, auf deutsch HIRSCH






Nun erst erreichen wir den einzigen schweizerischen Nationalpark. Eigentlich ein Armutszeugnis für unser Land, dass wir uns nur zu einem einzigen, kleinen Nationalpark haben durchringen können. Alle anderen Regionen, die als Nationalpark vorgesehen waren, sind dem schnöden Mammon anheim gefallen.


Im Nationalpark sind die Parkplätze allesamt voll belegt, es sind viele Leute mit noch mehr kläffenden Hunden am wandern. Dementsprechend sind aber leider keine Tiere zu sehen, schade! Wir haben Glück mit unserem Chauffeur. Er fährt sehr feinfühlig!

Nun sind wir im Einzugsgebiet von Zernez.





12.30 Uhr, Ankunft in Zernez. Ich verspüre Hunger und kehre deshalb im Bahnhöfli bzw korrekt Hotel a la staziun ein. Bzw setze mich an die Sonne auf der Terrasse. Sehr guter, speditiver Service. Habe ein nettes Geapräche mit einer älteren Dame, die nach dem Mittagessen über den Ofenpass in den Süden fahren wird. Die Terasse bietet zudem beste Aussicht auf den Bahnhof und das Geschehen.

13.29 setze ich mich in einen RE nach Landquart und geniesse die Reise bzw schlafe zwischendurch immer wieder mal ein.
Susch



Malans


Umsteigen in Landquart.
Der Intercity nach Zürich wird von einer Re 4/4 II. Der zweite Wagen ist ein Panoramawagen — dieses Angebot nehme ich gerne an.


Maienfeld, wunderschöne Weinbauregion!




Entlang dem Walensee, durch die March und am Südufer des Zürichsee fahre bzw schlafe ich nach Zürich.


In Zürich HB wartet mein lieber Kollege Rolf am Prellbock auf mich. Wir spazieren zur Brasserie zum Vorbahnhof, wo wir uns auf der Terrasse an der Nachmittagssonne ein paar Biere genehmigen und gute Gespräche führen. Danke Rolf!
17.50 spazieren wir zum Perron 6, wo um 18.10 mein Interregio nach Luzern abfährt. Der Bombardier FV-DOSTO soll, seitdem die Wankkompensation ausgeschaltet ist, gemäss Aussagen der SBB nun der zuverlässigste Zug sein. Wer’s glaubt wird selig oder ist SBB-Mitarbeitender.
Eben fährt der Zug ein und kuppelt mit einem schon da stehenden Zug. Ich setze mich also in den vorderen Teil von 2 8-teiligen Bombardier beziehungsweise Alstom Intercity-Wackelkzügen. Die beiden Teile wurden meines Erachtens nicht korrekt zusammengefügt. Naja, geht mich nichts an, ich bin im Ruhestand. Dennoch habe ich ein leichtes Grumeln im Bauch. Pünktliche Abfahrt um 18.10 Uhr. Im Zimmerbergtunnel geht plötzlich das Licht aus, der Zug verlangsamt die Fahrt und kurz darauf geht das Licht wieder an. Im Bahnhof Zug steigen Leute aus und ein. Der Aufenthalt ist länger als sonst!
Nach 5 Minuten, erfolgt die Durchsage: „Sehr geehrte Damen und Herren, zurzeit können die Türen im hinteren Zugsteil nicht geöffnet werden. Bitte haben sie noch etwas Geduld, wir arbeiten an diesem Problem!“ Nach weiteren 5 Minuten eine analoge Durchsage. Dann können die Leute offenbar doch noch aus- bzw einsteigen. Nach 20 Minuten fährt der Zug plötzlich los und es erfolgt eine 3. Durchsage. „Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben die Systeme erfolgreich gehackt und können nun fahren. Noch immer funktionieren die Systeme nicht alle, aber wir können zumindest bis Luzern fahren.“ Nicht gerade vertrauensvoll, oder? In meinem Zusatzteil im Untergeschoss haben schon lange Diskussionen über diesen Zug und das Fahren in diesem Zug begonnen. Diverse Reisende, Männer wie auch Frauen möchte am liebsten sofort aussteigen, fühlen sich unsicher und sagen dies auch ganz ungeniert.
Mit gut 20 Minuten Verspätung erreichen wir Luzern. Sehr viele Reisende, die nach Zürich oder weiter wollen, erwarten unseren Zug ungeduldig. Das Aussteigen wird zum Spiessrutenlauf. Ich bin zum Glück frühzeitig aufgestanden; andere Reisende haben weniger Glück, stehen noch im Obergeschoss und wollen die Treppe runter, auf der schon Leute stehen die hinauf wollen. Die Schweizer haben das Anständig sein offenbar verlernt oder sind dies nur die Newbies bzw. die ungeduldigen 20-jährigen?
Ich habe viel Zeit, mein Anschlusszug ist ja so oder so weg. Ich setze mich auf eine Sitzbank auf dem Perron und schaue dem Treiben zu. Unterdessen ist das Lokpersonal offensichtlich und gut hörbar daran den Zug für die Rückfahrt nach Zürich fahrbereit zu machen. Immer wieder sind Hauptschalter und Luftbremse zu hören und das Licht im Zug geht aus und wieder an. 20 Minuten nach der vorgesehenen Abfahrtzeit, ist notgedrungen ein Einsehen da. Der Zug wird geräumt. Die Reisenden müssen aussteigen und selber schauen wie sie heimkommen. Viele Reisenden tun ihren Ärger lauthals kund.


Ich fragte mich schon auf der Hinfahrt, warum das Lokpersonal so arbeitet?! Ein Kollege, ein ehemaliger Lokführer, der sich vor 10 Minuten mit einem knappen Gruss, sonst aber ohne viele Worte neben mich hingesetzt hat, sagt nur „Stümper“.
Herzliche Verabschiedung, er muss auf seinen Zug. Es tut mir immer wieder gut, ehemalige Kollegen zu treffen, gemeinsam das Treiben in Bahnhöfen und Zügen zu beobachten und bei Störungen zu fachsimpeln bzw zu überlegen wie wir in so einer Situation vorgegangen wären.
20.06 Uhr fährt die Zentralbahn ab Luzern. Genau 1 Stunde später muss ich in Brünig-Hasliberg den Zug verlassen und mit dem Postauto nach Brienz heimreisen.
Die Bahnstrecke zwischen Meiringen und Interlaken Ost ist wegen grösseren Bauarbeiten bis zum 27. November gesperrt.
Pünktlich zur Nachrichtensendung ’10 vor 10‘ des TV-Senders SRF 1 bin ich zu Hause.