Der diesjährige Mai wird wahrscheinlich als der regenreichste Wonnemonat aller Zeiten in die Geschichte der Schweiz eingehen. Endlich soll heute aber mal wieder mehrheitlich die Sonne zwischen all diesen endlosen kalten Regentagen scheinen.
Wahrscheinlich ist es die plötzliche Ruhe nach dem endlos prasselnden Regen der vergangenen Nacht, die mich schon kurz vor 6 Uhr wach werden lässt. Vielleicht sind es aber auch die Tächen (Dohlen) die wieder runter ins Dorf gesegelt sind und hier auf den Dachfirsten gegenüber nun eine laute Diskussion über volle Futtertröge oder das Wetter anstimmen.
Der Himmel ist wolkenlos. Schon kurz nach Beginn der 7 Stunde des Samstags vor Pfingsten werden die Gipfel des Brienzergrats in goldiges Sonnenlicht getaucht. Ärdescheen!


Ich trinke meinen Frühstückskaffee auf dem noch leicht feuchten Bänkli vor dem Haus. Es ist noch bitter kalt, kaum 3 Grad Celsius.


Überall dampft es aus den Wäldern und Wiesen, bald sind entlang der Berghänge immer fetter werdende Nebelwolken zu sehen. Allerdings muss ich feststellen, dass das schöne Wetter nicht lange anhalten wird: im Westen ist dichtes Gewölk auszumachen.
Ich nehme mein Dreirad aus dem Unterstand, bereite mich vor für eine Ausfahrt. Nein, bbbbrrrrrrr, es ist mir zu kalt und zu nass, um jetzt schon loszuradeln. Also lese ich in der warmen Stube drinnen die wichtigsten News des Tages und erledige dann diverse E-Mails.
Erst kurz nach 10 Uhr, als die Sonne schon das ganze Grundstück erfasst hat, raffe ich mich auf. Mit drei Lagen Oberkleidung und Kniefreien kurzen Hosen halte ich es draussen jetzt knapp aus. Auf dem Uferweg fahre ich ans


obere Seeende und


auf der Nebenstrasse am südlichen Aarboden

entlang dem Oltschibachkanal,




nach Unterbach —

Unterheid — Balm —


Reichenbachfallbahn und


über Willigen Richtung Aareschlucht. Wegen allzu intensivem Autoverkehr drehe ich um, quere die Aare und rolle über den Sand zum Milibachfall

und ins dörfliche Meiringen hinein.


Die Südwand der Kapelle bei der Sankt Michaels Kirche ist Sonnenbeschienen. Ich lasse mich auf einer Sitzbank nieder und geniesse die Aussicht nach Süden bevor mich ein kurzer Energieschlaf übermannt.



Kaum im Anstieg zum Hasliberg kommt mir in den Sinn, dass ich gar kein Rappen Geld mit mir habe. Also muss ich noch mal zurück ins Dorf, zur Raiffeisenbank, sonst kann ich unterwegs keinen Alpkäse kaufen.

Der Wald strahlt schon wohlige Wärme aus. Ich geniesse die Bergfahrt, den Anstieg durch den mehr oder minder dicht belaubten Wald. Überall plätschern Bächern, endlich schmilzt mehr Schnee, als dass nächtens und an Regentagen jeweils fällt.



In Schwand, 850 Meter über Meer, beziehungsweise 260 m über dem Talboden, verlässt die Strasse den Wald und windet sich durch mehr oder minder offenes Land bergauf.

Diesen Radfahrer da unten habe ich überholt, obwohl er dem Motto „Gring ache u pedale“ frönt, kommt er langsamer vorwärts, als ch mit dem Hilfsmotor. Die Schönheit der Natur und Landschaft, sowie die andauernd wechselnden Ausblicke geniesst er zudem nicht.



Im Moos, 885 Meter über Meer muss ich den Akku wechseln. Ich nutze den Halt auch gleich um meinen Bschüttisack zu entleeren und mir frisches Wasser zuzuführen.



Mit einem niedrigen Ruhepuls pedale ich bald weiter, jederzeit die freie Aussicht geniessend. Hin und wieder muss ich kurz anhalten um eine Panoramafoto zu knipsen.


Ich ernte immer wieder verständnislose Blicke, wenn ich von den schönen Ausblicken und dem Radeln in dieser einmalig schönen Landschaft schwärme. Kein Wunder, die meisten Radler, ob mit oder ohne fremdem Hilfsantrieb, halten die ganze Zeit den Kopf gesenkt, schauen auf den Boden, keuchen und haben keine freien Sinne für die Natur und Landschaft ringsherum! Fitness ist das Lebensziel.


Kurzum erreiche ich Hasliberg-Hohfluh, 1‘052 Meter über Meer. Ab jetzt muss ich wieder auf der stark befahrenen Hauptstrasse rollen.


Mich hält es nicht lange in diesem weit auseinandergenommenen Terassendorf. Auf der Hauptstrasse Rolle talwärts, dem Brünigpass entgegen.



Herrliche Aussichten wechseln sich ab mit vielfarbig grünen Waldpartien. Wenn nur die Autofahrenden ein wenig vorsichtiger und vorallem auch etwas defensiver rasen würden — ja dann wäre die Welt in Ordnung.

Die Panoramastrasse auf der Briinigsflüö hält tolle Ausblicke in den Aarboden und bis zum Brienzersee feil.



Bald erreiche die Passhöhe. Bevor ich eine freie Lücke in der Dauerkolonne der Autofahrenden suche, muss ich meinen Salzvorrat im Restaurant Waldegg mit Schnipo ergänzen.

Einen knappen Kilometer unterhalb der Passhöhe kann ich bei Familie Wälti-Willi endlich meinen geliebten Alpkäse kaufen. Es gibt kaum besseres als den 2-jährigen Hobelkäse von Oltscheren, der Alp hinter der Oltschiburg und vor dem Wildgärst!


Am oberen Rufiberg muss ich kurz anhalten, um die sich hinter mir, trotz Tempo 60 km/h, stauenden und allzunah aufgeschlossenen ungeduldigen Autofahrenden vorbei zu lassen. So habe ich immerhin eine Möglichkeit kurz eine Foto der Felsverbauung zu machen.

Endlich kann ich die grosse, lärmende, stinkende Autostrasse verlassen und über Brienzwiler — Bifing — Ballenberg —

Hofstetten —


Schwanderlauenen —





Schwanden nach Brienz heimkehren. Ein lohnenswerter, wenn auch nur 35 Kilometer kurzer Radausflug!
Lieber Christoph vielen Dank für die Beschreibung und die Bilder Deines sonnigen Pfingstausflugs den wir leider zur Erholung zu Hause verbringen mussten, da ich immer noch sehr müde bin. Ich hoffe, dass es bald besser wird! Liebe Grüsse von Ruth und Fred
>
LikeLike