Es ist warm, nein heiss! Überlege, drinnen zu bleiben. Raffe mich gegen 13 Uhr dann aber doch auf, eine Radtour zu unternehmen, eventuell in höhere, kühlere Gefilde zu fahren.
Am Waldrand des unteren Rufibergs in Unterbach esse ich je ein Stück noch leicht warmen Lauch- und Spinatkuchen. Gestärkt radle ich entlang dem Sytenbach – Funtenen – Hüsenbach nach Balm bei Meiringen, wo ich mich wieder Brienz zuwende und bald die Aare überquere.

In der Balmer-Ey zweigt die Strasse nach Züün ab. Zusätzlich zur Strasse führte ein schöner alter Säumer- und Wanderweg, diese schräge Terrasse hoch, nach Züün – Uf dr Flue – Hinterburg – Hennefidle zum Hinterburgsee und auf Wunsch weiter nach Axalp.

Die heute bis weit hinauf asphaltierte Strasse führt in Serpentinen und doch immer noch recht steil bergan. Schafe und Ziegen weiden hier unten.



Während meinen 39 Jahren Eisenbahn durfte/musste ich diese mindestens 4-stündige Wanderung mehrmals leiten. Teils mit bis zu 60 Zweibeinern wanderte ich, in 4-5 Stunden, allerdings immer in umgekehrter Richtung von Axalp nach Meiringen. Hin und wieder nahmen wir auch den, wegen der Aussicht viel attraktiveren Umweg übers Chrutmettli – Urserli – Arven – Chienzen – Uf dr Flue – Züün – Meiringen, total mindestens 6-7 Stunden (Pausen nicht eingerechnet).
Ich war immer wieder erstaunt, wie viele Unterländer (Brugg-Olten-Oensingen und Liestal-Olten-Sursee), die für die Wanderung benötigte Zeit, falsch ein- und sich und ihre Ausdauer total überschätzten. Immer wieder kam es vor, dass eine Bauernfamilie für ein Taxidienst angefragt werden musste.
Ich erinnere mich noch gut an einen älteren rüstigen Mann aus dem Gäu, der häufig an den SBB Wanderungen teilnahm. Er war top ausgerüstet, aber immer alleine. Seine Frau wollte oder konnte nicht wandern. Sie begleitete ihn aber am Morgen immer wieder zum Zug und holte ihn abends im Bahnhof Olten auch wieder ab.
Ein paar hundert Meter nach der Querung des Oltschibachs sagte mir dieser Mann, er wandere nun nach Unterbach. Der Weg dorthin sei viel kürzer! Meine Argumentation der Gruppenreise und dass er, wenn er auf der Heimreise nicht mit uns reise, ein neues Billett kaufen müsse, half nichts.
Bei der Rückkehr in Olten erwartete ihn seine Frau, er war aber nicht in der Gruppe. Spätnachts setzte die Frau im Bahnhof Olten alle Hebel in Bewegung, da ihr Mann abgängig sei.
Die Stadtpolizei Olten weckte mich. Ich musste den Verlauf des Tags beschreiben sowie die Anmeldelisten mit den Namen und Adressen aller Reiseteilnehmer vorlegen.
Anderntags wurde ich um 6 Uhr geweckt. Ich musste nach Meiringen bzw Unterbach reisen, um nach Züün zu wandern und ihn suchen zu helfen.
Mitten im Vormittag telefonierte die Frau dem Bahnhof Olten, ihr Mann habe sich gemeldet, er sei auf dem Heimweg. Ich wurde hingegen erst in Meiringen am Bahnhof verständigt! Erleichterung!
In der darauf folgenden Woche kam der Wanderer in den Reisedienst in Olten und beschwerte sich bei meinem Chef: ich hätte ihn nicht darauf aufmerksam gemacht, dass der Wanderweg durch den Wald und neben den Felswänden vorbei runter, ausgesetzt, steil und schlecht sei. Er habe sehr viel länger gebraucht und hätte die Nacht, wegen eines plötzlich aufziehenden starken Gewitters, in einem Heuschober in der Nähe des Flugplatzes bleiben müssen.
Trotz diverser ähnlicher, aber auch viel schlimmerer Vorfälle (Platzwunden, Arm- und Beinbruch, Bauchkrämpfe und Durchfall nach dem Mittagessen, usw) habe ich mein Metier als Reiseleiter, immer sehr genossen!

200 Meter über dem Talboden, im Züünwald geht die Strasse durch einen 400-500 Meter langen schnurgeraden, nur schwach beleuchteten, einspurigen Tunnel. Zwar hat es mehrere Ausweichstellen, diese sind aber, mit abgestellten landwirtschaftlichen Fahrzeuge und allerlei Gerümpel belegt; Ich nehme an, dies sei im Einverständnis aller, die Strasse regelmässig befahrenden FahrzeuglenkerInnen so.

Ungefähr 500 Meter oberhalb des Tunnels wird die Steigung flacher. Ich überquere den Wandelbach und komme nach Unterzaun. Endlich kann ich mal wieder etwas entspannter pedalen.



Warum ist der erste Akku nun schon leer, ist die Strasse tatsächlich so steil? Ich bin froh, habe ich von Anfang an zwei Akkus gekauft. Nun kann ich unbeschwert weiter den Berg hochradeln.






Oberhalb der “Flüe“, ist die Strasse plötzlich nur noch geschottert, bzw Kies und Gras. Nun ist der grösste Nachteil des externen Antriebs des Dreirads, sofort spürbar: immer häufiger dreht das Hinterrad durch. Immerhin 500 Höhenmeter und 17 Kilometer Wegstrecke habe ich absolviert.



Ich kehre um, fahre talwärts.






Im “Loibschiboden“, fahre ich auf der Strasse Richtung “Wandelalp“ bzw “Alp Bielen + Oberfeld“ erneut bergwärts, bis zur “Lauenen“, auf 1200 Metern über Meer.






Hier beende ich meine heutige Bergfahrt. Lange geniesse ich die tolle Aussicht auf die Berge rundherum und ins Tal.

Trotz der Tatsache, dass die Sommersonnenwende vor 2 Monaten passierte, blühen noch immer viele Blumen.




Herrlicher Bergblumenduft liegt in der Luft und kitzelt mich in der Nase. Kein Lärm stört die Stille!







Gegen halb fünf, nach einer knappen Stunde wohliger Ruhe, lasse ich mein Trike langsam und kontrolliert wieder talwärts rollen.
Immer wieder muss ich aber auch jetzt anhalten, um den Blick in die Gegenrichtung schweifen zu lassen.










Im südlichen Talboden ist es teils noch immer schattig.




Kurze Pause im Sportleregge, einer Besenbeiz in der Goldey Unterbach. Muss die verlorene Flüssigkeit wieder auffüllen.


Dann quere ich die Piste des Militärflugplatzs und radle hoch nach Brienzwiler und hinterm Ballenberg runter nach Hofstetten und weiter über die Lauenen nach Brienz.




Ein schöner Tag neigt sich dem Ende zu!
Eindrückliche Fotos. Danke. Bis Freitag? Gruess Robi
Von meinem iPad gesendet
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