Heute Morgen kommt das Nass in Strömen von oben, also will ich die Fluten auch unter mir sehen.
Nach einem aufgrund der ausufernden Tagesplanung ausgedehnten Frühstück
packe ich meine 7 Sachen mal wieder ein und spaziere zur Victoria Station oder korrekt “Belfast Great Victoria Street Railway station“ (http://www.translink.co.uk/Mobile_Home/).
Ich bin wahrscheinlich zu langsam träppelet; jedenfalls erreiche ich das Bahnhofsgebäude erst 5 Minuten vor Abfahrt. Bis ich durch all die Gänge, rund um den Busterminal endlich bei den Gleisen bin, habe ich nur noch 60 Sekunden Zeit. Ich bin froh, dass der Platform-Manager, den Zugang nicht wie überall angekündigt 2 Minuten vor Abfahrt geschlossen hat!
Kaum im Zug drin, fahren wir ab.
In ganz Irland werden die Züge mit Diesel betrieben, auch die S-Bahn hier in Belfast. Dieser Gestank hat mich in den vergangenen Tagen immer wieder gestört!
Sehr schöne abwechslungsreiche Fahrt rund um die ganze Stadt.
2 Mal innerhalb von einem halben Kilometer über den Laganfluss und dann immerzu gen Nordosten.
Abschnittsweise führt die Bahn auch am Ufer der Bucht von Belfast entlang.
11.50 erreichen wir Larne Harbour.
Ich wechsle vom Perron ins Fährhafengebäude. Nicht viele Reisende. Die nächste Fähre wird von P&O geführt, sie fährt um 13.30 nach Cairnryan in Schottland. 29 Pfund muss ich bezahlen, keine Ermässigung für Interrailer, aber eine Altersreduktion von 4 Pfund Sterling.
Obwohl die Reise ja nur vom EU Land Nordirland zum EU Land Schottland – Grossbritannien geht, findet eine Grenzkontrolle statt. Die Grenzer nehmen es mit der Sicherheit sehr genau!
Zuerst wird mein Gepäck geröntgt. Dann muss ich alle Hosen- und Jackentaschen leeren, alles wird durchleuchtet, auch ich werde gescannt. Anschliessend gibt es eine Ausreisebefragung durch einen jungen anzulernenden Grenzer, der mir immerzu Fragen stellt und mich dann anlächelt bis ich ihm eine komplette, ihn befriedigende Antwort gegeben habe.
Dann heisst es warten bis 13.10 Uhr.
Ein Bus führt uns auf die Fähre namens European Highlander und bleibt grad drin. Es gibt auf diese Fährenlinie nur einen Bus, also muss dieser immer mit der Fähre mitfahren. Unser Gepäck können wir, so wird unserem halben Dutzend Fusspassagieren versichert, also bestens gesichert im Bus zurücklassen.
Als ich in den Salon hochkomme, haben wir schon abgelegt. Die Fähre dreht und fährt knapp am stillgelegten, ehemals mit Naturgas betriebenen Elektrizitätswerk Ballylumford (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Ballylumford_power_station) vorbei,
aufs unruhige Meer hinaus.
Schottland ist in der Ferne ganz knapp sichtbar. Bald bewegt sich das Schiff auf und ab, sowie von rechts nach links. Verschiedenen Gästen ist es offenbar nicht mehr so wohl. Ich aber begebe mich, aufs Deck, mache ein paar Fotos und bestelle in der Cafeteria Fish and Chips.
Praktisch ist das die Bartische mit USB Anschlüssen zum Laden des Handys ausgerüstet sind.
Hinterher trinke ich im Salon, mit Ausblick nach vorne raus, einen Kaffee. Ich habe aber nichts Nachhaltiges davon, denn kaum ist der nicht unbedingt gute Starbuckskaffee getrunken, schlafe ich im bequemen Sessel ein und erwache erst, als wir die Landzunge umrunden und in die Bucht von Stranraer einfahren. Wiederum ein paar Fotos, dann treibt mich der Regen erneut an die Wärme.
Ich will noch United Kingdom Pfund in United Kingdom Pfund umtauschen. Ja, du hast richtig gelesen. Ich bin noch vom letzten Besuch in Grossbritannien geschädigt. Ich konnte damals mit meinen schottischen Pfund in England nichts kaufen, bekam sogar eine gratis Taxifahrt in Südengland.
Ein Ire hat mir auch jetzt gesagt, dies sei immer noch ein Problem, auch mit den irischen Pfund, die Engländer seien stur und dickköpfig. Es ist zwar die einige und gleiche Währung, aber jeder von London abhängige Staat druckt seine eigenen Banknoten, die dann eben auf der Strasse nicht anerkannt werden.
Die Kasse auf dem Schiff macht mit diesem Umtausch ein gutes Geschäft, denn je angefangene 100 £ werden 1.5 Pfund Gebühren verlangt.
Beim Wenden des Schiffs zum Anlegen im Fährhafen werden noch rasch die Fäkaltanks geleert. Es stinkt bestialisch und die Papierfötzel die Richtung Badestrand getrieben werden stören mich gewaltig!
Übrigens, ich hatte im Fährhafengebäude und auf der Fähre gute Gespräche mit Iren und Schotten. Alle waren sich einig, dass das Vereinigte Königreich nur wegen den spleenigen, eingebildeten, eigenbrötlerischen und dickköpfigen Engländern die EU verlassen müssten. UK werde aber bald wieder beitreten, dann aber nicht mehr so viele Vorteile wie heute haben.
15.30 Uhr, schon wird wieder zum Lift und in die Garage runter aufgerufen und kaum eingestiegen
fährt uns unser Bus zum Fährengebäude.
Erneut steht eine strenge Musterung durch die Grenzer bevor.
Unbehelligt darf ich aber durch das Gebäude hindurch marschieren und auf der anderen Seite in den Shuttlebus nach Stranraer einsteigen. Mit mir im Bus sitzen ein blinder und ein sehender Holländer.
Der Chauffeur ist glücklich um uns Fahrgäste und konversiert eifrig mit uns, fragt nach dem Woher und Wohin und erzählt auch etwas zu sich und Stranraer.
Zwei Pfund kostet mich die Reise in das knapp 10 Kilometer weit entfernte Dorf und dort direkt zum Bahnhof.
In 1 Stunde um 16:59 Uhr fährt der Zug nach Glasgow ab. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben im Dorf auszusteigen, aber angesichts des Regens und des Sturmwinds habe ich darauf verzichtet.
Bahnhof ist zwar total übertrieben. Es ist eine Wellblechruine die ein Gleis und den einen Bahnsteig überdacht.
Eben hat die Bahnhofsvorsteherin, Billettverkäuferin, Wagenreinigerin und Abfertigungbeamtin in Personalunion ihren Spätdienst nach Beendigung der Pause angetreten.
Bevor Sie mir eine Auskunft geben kann, muss sie aber zuerst die Kasse öffnen und ihr Geld zählen, wofür sie sich höflichst entschuldigt.
Ich versuche Tagebuch zu schreiben, was mir aber aus vielerlei Gründen momentan nicht gelingt. Bald kommen viele weitere Fahrgäste rein.
Ich mache Platz und spaziere auf dem Bahnsteig auf und ab, warte auf die Ankunft des Zuges.
2 Dieseltriebwagen fahren pünktlich um 16.50 Uhr ein.
Während die ankommenden Reisenden aussteigen, beginnt die Warenreinigerin bereits mit ihrer 3.Arbeit und leert die vollen Abfallkübel damit wir pünktlich um 1 Minute vor 17 Uhr abfahren können.
Sehr schöne Reise, teils kurze Strecken am Meer entlang, dann durch Täler und über Hochebenen. Es dünkt mich, die Wiesen hätten ein ganz anderes, viel schöneres Grün als in Irland.
Viele Schafe, Pferde und Kühe weiden trotz des recht heftigen Regens.
Mit Umsteigen in Troon, notabene am gleichen Gleis, aber auf einen 7-teiligen elektrischen Triebwagenzug und innerhalb von nur 6 Minuten Wartezeit,
erreiche ich Glasgow Central kurz nach 16 Uhr.
Das von unterwegs gebuchte Hotel ist nur einen Steinwurf entfernt.
Relaxen mit unfreiwilligem Nachmittagsschlaf, Stadtspaziergang; Bier und Zeitungslektüre
in der Hotelbar kurz vor Mitternacht.