Heute wollen wir angesichts des ausserordentlich schönen Wetters, die kleinste der 10 Bäuerten des Saanenlands bzw. des Verwaltungs- und Amtsorts Saanen besuchen. Neben Abländschen sind Bissen, Ebnit, Gruben, Grund, Gstaad, Kalberhöni, Saanenmöser, Schönried und Turbach die weiteren Bäuerten und Talschaften.
Zu den Pflichten unseres Vaters gehörte es, ungefähr alle 2-3 Monate im dortigen Kirchlein zu predigen. Die Fahrt im Auto dauerte, je nach Strassenverhältnissen, damals zwischen eineinhalb und 3 Stunden. Im Winter war die Zu- und Wegfahrt wegen Lawinengefahr oft unmöglich.
Hin und wieder begleitete die ganze Familie inklusive Hund Jöggi unseren Vater zu Fuss oder auf Skifellen ab dem Rellerligrat oder ab der Schneit – Mittelberg zuhinterst und zuoberst im Grischbachtal nach Abländschen.
Seit drei Jahren gibt es im Sommer eine Busverbindung (4 Kurse je Tag) von Saanen nach Abländschen — Jaun und wieder zurück.
So sitzen wir also bereits um 9 Uhr am Frühstückstisch und bedienen uns mit allem Köstlichen. Um 11:00 Uhr sind wir am Bahnhof in Saanen,


um 11:15 Uhr fährt unser Bus. Etwa ein Dutzend Reisende fahren mit. Über die Dorfstrasse fahren wir zuerst südlich, dann

nördlich an der Kirche und dem Pfarrhaus, da wo ich geboren bin, vorbei zur Umgehungsstrasse.
Nun geht es bergwärts auf der Schönriedstrasse. Nach Bachs Cheer

geniessen wir einen letzten Blick auf das Dorf Saanen und Gstaad,



Weg zur Teilegg hinauf

Auch die Grischbachstrasse ist immer noch gleich breit wie zu meiner Jugendzeit, stellenweise fast zu schmal für das Postauto. Immerhin ist die ganze Strasse heute asphaltiert.

Von links nach rechts: Dent de Ruth, Zuckerspitz und Wandflue

Von der Alp Lauchnern aus geniessen wir einen letzten Ausblick zu den Berner und Waadtländer Bergen. Hinter dem ersten bewaldeten Grat sehen wir von links nach rechts die Hausberge von Saanen, das Eggli, den Kohlisgrind und die Dorfflüeh.
Bergseitig wäre der Gruebebärg zu sehen.


Nachdem wir den Mittelbergpass überquert haben, öffnet sich der Blick zu den Fribourger Alpen. Der markante Berg in der Mitte ist das Bäderhorn, an dessen uns zugewandten Lehne und Vorderseite die Jaunpassstrasse gebaut wurde.

Erster Blick zum Kirchlein Abländschen

Mein Vater hat die 2 nachstehenden Fotos der Kirche Abländschen 1964 vor oder nach einer Predigt geknipst.


Unterwegs als ganze Familie haben wir Kinder während der Predigt des Vaters jeweils bei einer Bergbauernfamilie in einem der Häuser oberhalb der Kirche süsse und/oder saure Nidle,

auf Wunsch mit oder ohne Hacosan (dieses tolle Produkt gibt es heute leider nicht mehr, weil alle Welt nur noch Ovomaltine wollte) schlabbern dürfen.

Heute sehen wir hier niemanden, also hat es auch keinen Sinn auszusteigen. Wir bleiben im Bus sitzen und fahren bis zur letzten Haltestelle von Abländschen im Zitbödeli. Hier steigen wir aus und geniessen auf der Terrasse des Restaurant Zytbödeli die Mittagspause.

Salatteller und Hobelkäse


Blick zu den Gastlosen, einem der schönsten, aber noch nicht überlaufenen Klettergebiete.


Meiner Schwester macht es auch heute, mit über 70 Jahren, noch grossen Spass auf einem Gigampfi zu sitzen!



Anstatt bis kurz vor 15 Uhr auf den Bus zu warten, fahren wir schon um 14:31 Uhr mit dem talwärts nach Jaun verkehrenden Bus los.
Von Jaun aus könnten wir auch mit dem Bus über Fribourg und Zug nach Bern und Brienz beziehungsweise Zürich weiter reisen und wären eine gute Stunde früher zu Hause.
Uns gefällt aber die nochmalige Fahrt über den Mittelbergpass (1633 Meter über Meer und durch den Grischbach zur Teilegg und das Unterbort nach Saanen.



Kirchlein Abländschen



Der Postautochauffeur ist auch noch Viehtreiber, denn die Guschti (Rinder) halten sich bei warmem Sommerwetter gerne auch auf der Asphaltstrasse auf, wo sie von Fliegen und Bremsen weniger geärgert werden.



Wunderschön, zumindest aus meinen Augen, ist der Ausblick auf das Dorf Saanen. Das Haus, westlich (rechts) der Kirche, dessen Dach gerade neu gedeckt wird, ist das Pfarrhaus. Hier bin ich vor knapp 70 Jahren zur Welt gekommen und die ersten 15 Jahre aufgewachsen.

Am Bildrand unten rechts ist die Aus-/Einfahrt des zu kurz geratenen Umfahrung-Tunnels des Dorfkerns zu sehen. Ehedem bestes Kulturland wurde hier dem Auto geopfert.

Das Postauto fährt kurz nach der Ankunft wieder ab, über den MittelbergPass Richtung Jaun, um noch das letzte Kursüaar zurück ins Saarland sicherzustellen. Anstrengende Tour für den Postautochauffeur. Je Weg ist 1 Stunde eingerechnet, dann aber keine Erholungszeit während der Wende.
Der erste Zug stellt den Anschluss Richtung Rougemont – Château-d‘Oex – Montbovon – Montreux sicher.

Die nächsten Züge sind die GoldenPass Express, die hier nicht anhalten, sondern teils im Schritttempo durch den Bahnhof bummeln. Erst hinterher folgt unser Bummler nach Gstaad – Schönried – Saanenmöser – Zweisimmen








