09.-15.04.2024, Woche 2 in Heiligenschwendi

Hat der Niesen einen Kragen, darfst du’s grad noch wagen. 

Also, soll ich jetzt einen Spaziergang draussen wagen?

Auf dem Weg nach draussen muss ich feststellen, dass das doch keine so gute Idee ist.

Hat der Niesen einen Mantel, trimm dich fit mit deiner Hantel. Ja ich gebe es auf und trainiere lieber drinnen.

Ein paar Minuten später schneit es in grossen Flocken!

Also halte ich mich ruhig, esse ein gutes z’Mittag und

lasse mich dann von der Wundspezialistin pflegen.

Die Kunstwerke des Verbindens werden immer toller!

Jetzt kommt sogar eine neue Art von Verbänden zur Anwendung. 4-7 Tage soll dieses neuartige Pflaster auf der Haut bleiben können. Mit einem Mal habe ich keine Beschwerden mehr auf dem Fussrücken rechts. Toll, danke.

Heute ist der 10. April 2024. Der von der Sonne so warm beschienene Wald schaut doch irgendwie herbstlich aus!

Ich habe gemeint Luganighe seien die typischen Tessinwürste für im Herbst. Ist dies nicht mehr so?

Der Schnee schmilzt, erste Söibluemi (Löwenzahn) bedecken die Frühlingswiesen.

Das Delta der Kander (natürlich inklusive dem Wasser der Simme), den sonst wäre es nur ein kleines Rinnsaal! In den Bergen liegt noch viel Schnee.

Endlich ist die Schifffahrt auf dem Thunersee wieder eröffnet. Aber halt, nein, das Schiff fährt allzu häufig hin und her. Was ist da wohl los?

Ostern ist nicht mehr weit entfernt.

Saharastaub sorgt für farblich schöne Abende, Dreck in der Nase und schweres Atmen

Letzter Sonnenaufgang und Morgen in der Rehaklinik. Nach nur 13 Tagen und Nächten muss ich jetzt schon wieder heim, obwohl die Wunden nicht so weit wie versprochen, verschwunden und geheilt sind.

Zeit für eine Resümee (oder heisst es korrekt Résumé?):

Heiligenschwendi werde ich mit gemischten Gefühlen verlassen. Wie schon in Unterseen, verlasse ich auch diesen Ort mit vielen Baustellen. Ich habe das Gefühl überall wurde etwas angefangen, aber nichts wurde fertig gestellt.

Die Löcher in den Beinen und Füssen wurden operiert und in den vergangenen Tagen und Wochen etwas gepflegt, aber geheilt verlasse ich auch diesen Ort nicht. Da frage ich mich dann schon ob ich nicht gerade so gut daheim hätte bleiben können, auf die Schmerzen hätte verzichten können und sollen und in einem besseren Zustand heimkehren könnte.

Ist dies das heutige Gesundheitswesen in der Schweiz oder auch überall auf der Welt? Wird immer nur etwas begonnen und dann werden die Patienten, die Gäste, die anvertrauten Personen mir nichts dir nichts in die Wüste geschickt?

Das macht mir und ich habe in den vergangenen paar Tagen gemerkt, nicht nur mir, sondern vielen anderen Erholungsuchenden und Patienten hier oben auch — das macht uns Mühe!

Es hat jetzt lange gedauert, bis dass ich den Bericht der 2. Rehawoche erstellt und vorallem fertig gestellt habe.

Ich war lange mit mir selbst un-einig, ob ich neben dem vielen Guten auch über all das Un-Gute berichten soll und prallem es veröffentlichen darf und soll!

Eigentlich denke ich aber, ich dürfte nicht nur das Positive erwähnen:

die schöne Aussicht,

die liebevollen Besucher*innen,

die teils guten Therapien,

die nette Ärztin,

das nette Pflegepersonal und

das mehrheitlich gute Wetter

sehen, sondern ich muss auch über alles Andere ohne Scheuklappen berichten.

Insbesondere geärgert habe ich mich über das überheblich arrogante Auftreten des Chefarzts Doktor Tschanz, der so gerne der Gstaader High-Society angehören möchte (ich bin in Saanen geboren und aufgewachsen). Ich habe in den vergangenen Wochen viel Unrühmliches gehört über den Herrn Doktor Tschanz!

Ein weiteres Übel waren die vielfach unpünktlichen Therapien. Die Therapeuten haben, teils nach Namensaufruf und Anwesenheitskontrolle, 10-20 Minuten geschwatzt und uns Patienten nur noch 10-15 Minuten aktiv werden lassen.

Über das hin und wieder schlechte Essen mag ich mich nicht weiter auslassen. Gestern gab es eine wunderbare, gut schmeckende Gemüsesuppe, anschliessend Kefen, die leider nicht nach Kefen, sondern nach aufgetautem Karton geschmeckt haben. Das in der Speisekarte angekündigte Duett vom Fischfilet war ein trockener Buntbarsch und kein Duett! Der Reis war völlig geschmackloser Chinesenschotter. Schade!

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