
Es kündigte sich seit langem an.
Die Wunden im Nachgang zur Krampfadernoperation im Oktober 2017 brechen jeweils im Winter, wenn ich zu wenig Bewegung habe, das heisst nicht mehr regelmässig, 2-5 Mal pro Woche pedale, immer wieder von neuem auf.
Wenn ich gewusst hätte, was für Folgen und Beschwerden nach der Krampfadernoperation auf mich zukommen, hätte ich nicht für Millionen von Franken, diese Krampfadernentfernung jemals durchführen lassen. Insofern wurde ich auch schlecht beraten durch die Ärzte in Brienz, in Bern und Basel sowie im Spital Interlaken in Unterseen. Aber eben, Schönheit muss gelitten haben und hinterher ist Mann immer schlauer!

Seit dem August 2023 sind die Wunden des Trikeunfalls dazu gekommen. Sie wollen einfach nicht zu gehen bzw. verheilen. Seither habe ich verstärkt gesundheitliche Probleme, Schmerzen und bin nicht mehr so mobil. Trotz fast komplettem Alkoholverzicht und andauerndem Hochlagern der Beine geht es gesundheitlich nicht vorwärts, sondern stetig abwärts. Tageweise verliere ich meinen Lebenswillen!
Auf den Besuch der Stammtische von Pinkrail (trans-lesbisch-schwule Eisenbahner und Eisenbahnfreunde), HAB-Queer Bern (ehemals homosexuelle Arbeitsgruppen Bern), alte Bewegungsschwestern, Eisenbahnfreunde Berner Oberland, FES (Freundeskreis Eisenbahn Süddeutschland), ehemalige KollegInnen im Personenverkehr und Güterverkehr, sowie die Mitarbeit in diesen Gruppen und anderen mehr muss ich inskünftig, zumindest bis das die ganze Wundsache sich erledigt hat, verzichten.



meiner Reinigungfachfrau in Brienz
Im neuen Jahr verlasse ich die Wohnung nur noch selten, die Wunden schmerzen immer mehr. Zudem verliere ich tageweise Lymphenflüssikeit von bis zu einem Liter. Mehrere Paare Sandalen habe ich schon kaputtgemacht, Schuhe kann ich schon seit August nicht mehr tragen, ebenso wie Socken.

Ende Februar kann ich endlich richtig aufatmen: meine Mietnomadin aus dem ersten Obergeschoss ist endgültig ausgezogen und hat Schulden von mehr als 15tausend Franken zuückgelassen.

Die Spitex besucht mich nach wie vor täglich bzw seit ein paar Wochen nur noch 3 Mal in der Woche. Die Frauen reinigen meine Wunden, desinfizieren alles und verbinden neu.
Leider muss ich dieses Jahr auf jeden der 3 schönsten Tage im Jahr und auf Chienbäse verzichten, kann das Geschehen nur am TV verfolgen.

Trotzdem entzünden sich die Wunden immer mehr. Mein Hausarzt hat mich deshalb nach Absprache mit der Spitex und mir im Spital Unterseen in Interlaken angemeldet.
Am Mittwoch, den 6.03.2024 um 15:30 Uhr fährt mich René, 50 % meiner neuen Mietenden im Obergeschoss meines Hauses, mit dem Auto nach Unterseen in das Alpine Notfallzentrum im Spital Interlaken.
Trotz der Ruhe scheint der Betrieb recht rege am laufen zu sein. Es sind momentan primär ausländische Gäste die um Rat und Pflege nachsuchen.
Nach korrekter Anmeldung und kurzer Wartezeit heisst man mich in einer Behandlungkoje mich auszuziehen, ein Spitalhemd überzuziehen und zu warten. Ich bin zwar kein Notfall, soll nur im Spital aufgenommen werden, muss aber alle Schritte des Standard Prozederes im Notfall durchmachen: Es folgen Befragungen, Blutentnahmen, Gespräche mit diversen Fachpersonen und Ärzten, Standleitung legen, Röntgen, Begutachtungen und immer wieder Warten und Gespräche.
Eigentlich könnte alles spätestens 150 Minuten nach der Ankunft erledigt sein. Ich warte aber weiterhin, geduldig auf einem Notfallschragen liegend, der Dinge die da kommen sollen.
Ich lese Nachrichten auf dem Tablett, relaxe so gut es geht und schlafe einen kurzen Augenblick, bis dass ich fast runter falle.
Bald darauf werde ich endlich in ein richtiges Bett umplatziert.
Gegen 23 Uhr erhalte ich ein Sandwich, nachdem ich wegen meines Hungers, ich habe heute noch nichts Richtiges gegessen, nachgefragt habe betreffs Essenszeiten im Spital.
Kurz nach Mitternacht fährt mich eine mir vom letzten Aufenthalt persönlich bekannte Pflegefachfrau vom Notfall durch unterirdische Gänge zum Haus K und da ins 2 Obergeschoss, wo sich auch die Geburtenabteilung befindet.
Das Zimmer K 264 wird meine Heimat für die nächsten Tage oder Wochen. Nach 2 Uhr in der Früh kann ich, unterdessen liebevoll und kompetent umsorgt von Fachpersonen Gesundheit und diplomierten Pflegefachleuten, endlich komplett entspannen und dann einschlafen.
Am 7.03.2024 erhalte ich nachmittags erstmals Besuch von Frau K. (ursprünglich aus dem Saanenland stammend, wie ich anhand ihres Dialekts feststellen kann) von der Wundsprechstunde.
Recht unzimperliche und daher auch schmerzhafte Behandlung. Habe starke Schmerzen.

Am Freitag, 08.03.2024 behandelt mich Herr P., ein anderer Mitarbeiter der Wundsprechstunde des Spitals fmi hier in Unterseen.
‚Ohne Rücksicht auf Verluste‘ und meine dadurch extremen Schmerzen schneidet er mit einem Skalpell den Schorf weg. Insbesondere am rechten Schienbein bleiben mehr als einen Fünfliber grosse, recht stark blutende und mehrere Tage lang anhaltend-schmerzende Wunden zurück.

Vom Süden her drückt der Nebel und fällt über das Jungfraujoch ins Nichts beziehungsweise löst sich auf.


Am Samstag, 09.03.2024 und Sonntag, 10.03.2024 finden keine Wundbehandlungen statt. Die Wundsprechstunde arbeitet strikte an 5 Tagen der Woche. So werden die Wunden von Pflegefachkräften der Station unter möglichster Vermeidung neuer Schmerzen gepflegt und neu verbunden. Ich bin froh, dass auch in den folgenden Tagen die Wunden unter bestmöglicher Vermeidung von weiteren Schmerzen von Pflegefachräften der Station gepflegt werden. Herzlichen Dank!
Highlight eines Wochenendtages ist der Besuch des einen von 2 Spitalseelsorgern, Herr Aebi. Interessantes und doch ernsthaftes Gespräch und Gedankenaustausch, das ist liebevolle Wundpflege der besonderen Art!
Am Sonntagnachmittag besucht mich meine ältere Schwester, die in Zürich wohnt. Vorgängig hat sie in meiner Wohnung in Brienz zum Rechten geschaut und mir teils hier fehlende Sachen mitgebracht.
An allen Tagen erhalte ich auch Besuch vom Chefarzt Doktor Schaad beziehungsweise seinem Stellvertreter Doktor Maurer und deren Entourage. Dr Schaad ist mir von meinen letzten Aufenthalten als kompetenter, wie auch liebevoller Brummbär in Erinnerung; Dr Maurer setzt sich jeweils aufs Fensterbrett und ist längeren Gesprächen über Gesundheit, Umwelt und Weltgeschehen nicht abgeneigt; die beiden Chafs werden sind sehr sympathisch und werden mir lange in Erinnerung bleiben.
Vorallem die Fachpersonen Gesundheit und die Pflegefachpersonen HF, die Leute „unmittelbar an der Front“ überraschen mich immer wieder positiv. Egal ob ich übel gelaunt bin oder es eigentlich nicht sein will — immer bleiben sie freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit und kompetent. Danke!
Auch die Gastgeber, das Personal der Spital Hotellerie ist stets freundlich, nett und kompetent, danke.
Daneben gibt es viele andere Mitarbeitende, die nicht oder nur selten zu sehen sind: Röntgenpersonale, Reinigungsfachleute, Küchenpersonale, Laborangestellte, Bürokräfte.
Alle Fachpersonen gebührt mein riesiger Dank!
Am Montag, 11.03.2024 konkretisiert sich das weitere Vorgehen immer klarer. Am Mittwoch sollen unter Teil- oder Vollnarkose alle Wunden an Schienbeinen, Füssen und Zehen komplett gesäubert und ausgekratzt und anschliessend mittels „Vakuumverband“ therapiert werden. Ein paar Tage später soll ein erster Verbandswechsel, auch hier im Spital, im OP stattfinden. Also werde ich noch mindestens eine Woche hier in Unterseen bleiben müssen.
Heute besuchen mich ein paar Freund*innen und Mieter der Trachtlistrasse.