Ein überaus warmer Frühlingstag zwischen 2 mit Schnee beladenen Tiefdruckgebieten merwartet mich heute Morgen. Schade, wenn ich heute zu Hause bleiben würde.
Mit Bahnersatzbus nach Interlaken Ost und weiter in einem Intercity nach Thun. Erneutes Umsteigen, Erst etwas über 1 Stunde gereist, aber schon 2 mal umgestiegen, ich will nämlich durchs Emmental.


Im Nu fahren wir durch Thuner Vororte, sehen noch einmal die Simmentaler Bergkette bevor wir dem Chisenbachs aufwärts, ins Emmental hineinfahren
Ab Konolfingen geht es steil bergan in die Hügel.


Aber schon kurz darauf, hinter Grosshöchstetten haben wir die Wasserscheide auf 775 Metern über Meer erreicht.
Nun erreichen wir im wahrsten Sinne des Wortes das »Emmental«.

Von Ferne grüsst das Rüttihubelbad: vor ungefähr 240 Jahren wurde hier eine eisenhaltigen Heilquelle entdeckt. Hier, zwischen Worb und Walkringen bzw ungefähr 15 Kilometer von Bern gelegen, haben wir in meinen Jugendjahren gar manches Fest gefeiert. Vor bald 40 Jahren wurde hier ein anthroposophisches Sozial-, Kultur- und Tagungszentrum gegründet.
Stetig talwärts fahrend erreichen wir bald die Emme. Kurz darauf ist eine grosse Burg zu entdecken.
Von Süden her nähern wir uns der Stadt Burgdorf. In unserer Sprache heisst die pittoreske Altstadt mitsamt der scheusslichen Neustadt ‚Burdlef‘. Das Tor zum Emmental ist eine Zähringerstadt und seit je auch eine Velostadt. Es gibt ein grosses Schützenfest und demzufolge ein Burgdorfer Bier und die Solätte ein Jugendfest.

Erinnerung an meine Kindheit: Die Kirchenoberen der Stadt hatten 1969 meinen Vater angefragt, ob er hier nicht einen neuen Wirkungskreis übernehmen wolle. Nach mehrfachen Diskussionen im Familienkreis hat sich mein Vater dagegen und für das Städterschlafdorf Rüfenacht entschieden.
Von Burdlef ist den meisten Reisenden nur das markante städtische Bahnhofsgebäude und


gegenüber das Schlössli, die Fabrikantenvilla Schmid bekannt.
Der schöne Baumbestand rund um die ehemalige Villa ist weg; Offensichtlich soll hier unter dem Aspekt ‚verdichtetes Bauen‘ eine anonyme Grossüberbauung entstehen.

Im Kupferzug, unterwegs von Bern über Zürich nach Chur, reise ich heute von Burgdorf aus zwei Stationen weit bis Langenthal.


Nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Burgdorf wird die Emme überquert. Unmittelbar vorher sind rechtsseitig die imposanten Sandsteinfelsen der Gysnauflüe zu entdecken. Oben hat es schöne Grillplätze — allerdings mit Absturzgefahr, da jegliche Geländer zumindest früher, fehlten.

Zwischen Wynigen und Riedtwil erwarte ich immer wieder mit Ungeduld den Ausblick zum Jura.

Entlang der unterdessen schon recht alten Neubaustrecke (NBS Mattstetten – Rothrist) passiert uns ein in gleicher Richtung fahrender Pendolino ETR 610.

In Langenthal steige ich in die Schmalspurbahn der Aare Seeland mobil, im Volksmund Bipperlisi genannt, um.

Mit dieser Bahn fahre ich nach

Aarwangen


— Niederbipp

— Oensingen.

Erneutes Umsteigen, nun aber auf die normalspurige, etwas über 4 Kilometer lange Oensingen Balsthal Bahn (OeBB), die mich über Klus



nach Balsthal bringt.
Schon wieder muss ich umsteigen, dieses Mal aber ins Postauto, das 3 Minuten nach der Ankunft in Richtung Zwingen abfährt.


Nach dem Durchfahren von Mümliswil und Ramiswil wird die Strasse schnell steiler und schmaler.


Kurz vor der Passhöhe kommt das Restaurant Alpenblick in Sicht. Wer Zeit und Musse hat, kann von hier aus häufig ein schönstes Alpenpanorama von Tödi — Glärnisch über die Rigi bis zu Brienzer Rothorn — Jungfrau — Blümlisalp betrachten (Fotos mit den Gipfelnamen sind ganz am Ende des Tagesberichts zu finden). Nur kurz, das Postauto hält nicht an, kann ich heute die grossartige Aussicht geniessen.



Knappe 500 Meter weiter, auf 946 Metern über Meer befindet sich die Tunneleinfahrt, durch den kurzen und schmalen Passwang ins Schwarzbubenland.



Nun ist es nicht mehr weit bis zum Ziel meiner heutigen Reise. Das ehemals katholische Kloster Beinwil heisst seit Anfang 2019 «Heiliges Orthodoxes Kloster Johannes Kapodistrias Beinwil»

Willst du an der Klosterhaltestelle aussteigen, so betätige rechtzeitig, wenn auch nicht zu früh die Haltewunschtaste im Bus.

Eine Handvoll Männer und Frauen, griechisch-orthodoxer Menschen, leben und arbeiten hier. Die Kirche und die Friedhofskapelle werden weiterhin von der römisch-katholische Kirchgemeinde genutzt. Nur die Kleine Kappelle unter dem Konvent steht den Orthodoxen zur Verfügung.


Weiterhin gibt es die Möglichkeit hier im Gästehaus des Klosters kürzere oder längere Zeit zu verweilen.


Für die traditionelle Taufe von Kindern (der Mensch muss 3 Mal nacheinander komplett untergetaucht werden) musste ein unkonventionelles Tauchbecken hier hin und aufgestellt werden!


In der Friedhofskapelle bzw. Kirche finden regelmässig Gottesdienste statt.


2 Stunden reichen für den Klosterbesuch eines reformierten Menschen.
Katholische Mitmenschen müssen sich etwas sputen, insbesondere wenn sie noch Kerzen anzünden wollen.
Orthodoxe Brüder und Schwestern benötigen wahrscheinlich viel länger, denn es könnte sich manche gute Diskussion mit den hier lebenden Mitmenschen ergeben.


Der Bus fährt nur alle 2 Stunden!
Wer einsteigen will, drückt mit Vorteil rechtzeitig die Haltewunschtaste. Ansonsten könnte es sein, dass der Busfahrer Dich für einen fröhlich winkenden Pilger hält und ohne Anzuhalten vorbeirauscht.




Über Seewen SO und

Büren SO verlassen wir den Kanton Solothurn und somit das Schwarzbubenland.
Durchs Oristal fahren wir nach Liestal, der baselländischen Hauptstadt.

Am Bahnhof wird seit Jahren gebaut. Mit Ausnahme des Kulturhauses Palazzo bleibt glaube ich kein Gebäude am Bahnhof bestehen.


Über Sissach

fahre ich mit der S-Bahn nach Olten.
Hier nehme ich beim Umsteigen wahr, dass das TNW Logo komplett verschwunden ist, beziehungsweise dem Logo der trinationalen S-Bahn »trireno« Platz gemacht hat.


Nun bin ich müde und fahre auf dem schnellstmöglichen Weg in mein Heimetli zurück.
Nachstehend finden sich die Beschriftungen für alle Bergpanoramafotos.




Reiseroute

Du hast wirklich in einem Tag eine riesenreise gemacht ich kenne Nur das Emmental gut weil ich Dort aufgewachsen bin! Lieberman Grüsse von Ruth und Fred. >
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