12.02.2023, Tagesausflug in den Jura

Habe nur in den Kopf gesetzt, mal wieder durch einen kleinen Teil des Juras zu reisen, ohne in der Nacht abfahren zu müssen und rechtzeitig zum Sonntagabendlichen Kartenspiel mit Freund:innen wieder in der Heimat einzutreffen.

Um 8:02 Uhr, die Sonne hat erst grad die obersten Berggipfel der nördlichen Brienzerseekette geküsst,

fahre ich ab Brienz Richtung Unterland ab. Ich geniesse diese morgendlichen Fahrten, den Sonnenschein auf den Bergen und den Blick in Richtung Nebelland.

In Bern treffe ich eine liebe Freundin zum Kaffee und anschliessender gemeinsamer Reise im Interregio durchs Gemüseland der Schweiz, nach Neuenburg und weiter Richtung La Chaux-de-Fonds.

Ausblick ins Tal der Saane, 1 Kilometer vor dem Bahnhof Gümmenen
Der Neuenburgersee ist im Nebeldunst kaum zu sehen.

An jedem Bahnhof unterwegs steigen mehr Leute ein. Alle sehnen sich nach einem Tag in der Sonne.

Schloss Neuenburg

In Les-Hauts-Geneveys, dem Hauptort des Val de Ruz verlassen wir langsam den Dunst und Nebel des Seengebiets.

Auf 1000 m über Meer tauchen wir in den 3,2 Kilometer langen Tunnel unter der Vue-des-Alpes (offiziell heisst er Tunnel des Loges) ein. Kurzes Auftauchen im obersten Teil des Schüss-Tals (Suze) in les Convers.

Von 1874-1888 machten hier die Züge von Biel und Sankt Immer eine Spitzkehre bevor sie nach La Chaux-de-Fonds weiterfahren konnten. Hier nahm 1965 ein tragisches Bahnunglück in Abfolge des Todes des Stationvorstands seinen Anfang.

Ohne Halt in Convers, die Haltestelle wurde leider aufgehoben, tauchen wir dann in den 1,3 Kilometer langen, schnurgeraden Tunnel unter dem Mont Sagne ein. Die Strecke führt nun recht steil abwärts nach La Chaux-de-Fonds, knapp unter 1000 Metern über Meer.

Wir steigen nur rasch um, verzichten heute auf einen längeren Halt in dieser Stadt. Der Lokführer unseres Regios wartet nämlich bereits neben dem Zug auf dem Bahnsteig, bis dass alle Reisewilligen eingestiegen sind.

In langsamer Fahrt, mitten auf der Strasse, verlassen wir die Uhrenmetropole. Die Strecke der Jurabahnen (CJ) führt in 100en von Kurven mit ständig wechselnder Aussicht über die Freiberge.

Anstatt wie geplant in Saignelégier, dem Hauptort der Freiberge und grösstem Holzverladebahnhof der Franches Montagnes auszusteigen,

fahren wir im nun fast ganz leeren Zug direkt bis zu seiner Endstation Glovelier.

Hier steigen wir um und fahren nach kurzem Aufenthalt weiter nach Westen, durch den Tunnel unter dem Mont Russelin, in Richtung Pruntruter Zipfel, offiziell Ajoie genannt.

Bereits eine Station später, in Sankt Ursitz, den Deutschschweizern meist besser bekannt unter dem Namen Saint-Ursanne, steigen wir wieder aus.

Hier wollen wir einen Mittagshalt machen, das wunderschöne historische Städtchen besichtigen und etwas essen. Gesagt getan, wenn auch die Stadt mehr als 1 Kilometer westlich des Bahnhofs liegt. Das Kalkwerk war beim Bahnbau wichtiger als die Siedlung.

Wir warten nicht auf den Bus, sondern spazieren auf der asphaltierten Zufahrststrasse nach Westen, abwärts.

Kurz vor der Stadtmauer machen wir eine kleine Rast,

um dann im Ortsbus via Lorette, unterhalb des Bahnhofs,

über den Doubs zum südseitigen Stadteingang von Saint-Ursanne zu fahren.

Diese Seite der Stadt am Doubs liegt in vollem Sonnenlicht da, ein prächtiges Fotosujet!

Ohalätz, es ist schon fast halb 2 Uhr.

Ich werde daran erinnert, dass wir hier im Städtchen ein Mittagsmahl geniessen wollten.

Zügig überqueren wir auf der Brücke den Doubs, vorbei an Johannes von Nepomuk, dem Brückenheiligen.

Nur noch ein paar Fotos und Schritte. Oh nein, das Hotel-Restaurant Halbmond mit der Terrasse über dem Doubs ist geschlossen.

Ich bin ratlos also frage ich eine ältere Einheimischen: geöffnet haben nur der Ochsen, das Jura und die Krone, allesamt in unmittelbarer Nähe zum westlichen Stadteinhang, dort wo wir vor 30 Minuten in den Bus eingestiegen sind.

Also spazieren wir zügigen Schritts in die angegebene Richtung. Wir verzichten für heute notgedrungen bzw vom Hunger getrieben auf die lohnenswerte Besichtigung des historischen Städtchens.

Nur in der Krone ist die Küche noch bis 14 Uhr geöffnet. Wir entscheiden uns für Salat und eine halbe Portion Rahmschnitzel mit Gemüse und Nudeln.

Ohne übermässig zu hetzen machen wir uns um 14.35 Uhr schon wieder auf den Weg. Noch ein letzter Blick ins historische Städtchen, wo heute nicht einmal mehr 600 Menschen leben.

Dann marschieren wir durch die Sankt Peterspforte zur Bushaltestelle.

Wir machen noch einen kleinen Abstecher durch den letzten Jura Riegel, den Mont Terri, bevor dann die grosse Ebene der Ajoie, des Pruntruter Zipfels und des Sundgaus beginnt.

Vorbei an Gilberte de Courgenay erreichen wir Pruntrut und reisen im nächsten Zug, einem RE von Delle nach Biel/Bienne zurück bzw über Sankt Ursitz — Glovelier — Delsberg nach Münster, wo wir um 16.21 Uhr eintreffen.

Die Stadt ist den meisten Schweizer:innen wohl besser unter ihrem französischen Namen Moutier bekannt. Wir wollen hier umsteigen. Für eine Stadtbesichtigung reicht die Zeit leider nicht, wohl aber für einen Kaffee im Express-Buffet.

Vor bald zwei Jahren hat die Stadt in der 4. oder bereits 5. Volksbefragung, sprich Volksabstimmung beschlossen, bis spätestens 2026 zum Kanton Jura zu wechseln.

Um 15:54 Uhr fahren wir in einem Bummler über Crémines Zoo — Gänsbrunnen durch den Weissensteintunnel nach Oberdorf —

Grandiose Aussicht ins Mittelland in der Abendsonne
Aussicht nach Oberdorf und zum Weissenstein

Solothurn, wo wir erneut umsteigen müssen.

Beim Umsteigen fährt mir ein ICN RABDe 500, der formschönste und eleganteste Zug der SBB seit der Ära der TEE-Züge vor die Linse.

Die vorletzte Etappe, leider nur noch halbwegs im Tageslicht, bis das sich der Kreis schliesst, führt uns mit dem RBS über Bätterkinden — Jegensdorf nach Bern.

Ausblick vom Limpachtal nach Küttigkofen – Kyburg

Die letzte Etappe meiner heutigen Reise führt über Spiez nach Interlaken Ost und weiter nach Brienz. Hier treffe ich um 20 Uhr, gerade rechtzeitig für das Sonntag abendliche Kartenspiel mit Freund:innen ein.

Nachstehend ist eine »quick + dirty« Karte dieses Tagesausflugs zu sehen.

Hast Du übrigens mitgezählt: wieviele Jura-Riegel haben wir in Tunnels unterquert? Wie viele Male habe ich während des Tages an Bahnhöfen eine Spitzkehre gemacht und wo?

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